Montag, 21. März 2011

Werbung

Aktion zum Frühlingsanfang. Gutschein von Google über 75 Euro. Gutschein, der mir zugesandt wurde, damit ich meinen Blog bekannt machen kann mittels einer Google-Anzeige. Vorgestern mir einen Anzeigentext überlegt, gestern die Anzeige geschaltet. Um die Möglichkeit nicht ungenutzt zu lassen. In Wirklichkeit verspreche ich mir nichts von der Google-Anzeige. Mein Blog wird bekannt über die Leute, die mich kennen, und wenn ich ihn schreiberisch dahin bringe, wo ich ihn haben will, dann wird er aus diesem kleinen Kreis von Leuten heraus sich durch Weiterempfehlung verbreiten. Abwehr deshalb gegen die Verkaufsdenke, die mit der Anzeige ins Spiel kommt. Wie sich dann jedoch beim Schalten der Anzeige – Einrichtung eines AdWords-Kontos, Erstellen der Kampagne – gezeigt hat, aber doch eine nützliche Erfahrung. Für die zielgruppengenaue Platzierung der Anzeige auf Websites braucht es ein Angebots- und Suchprofil, das definiert wird durch eine Reihe von Schlüsselwörtern (Keywords),  die eine Verbindung herstellen zwischen Anzeige und Website-Inhalten. Zwanzig Keywords, empfiehlt AdWords. Und bei mir ist es jetzt 21.30 Uhr. Ich muss noch den schwachen Text vom Nachmittag überarbeiten, den ich heute Früh so schwach nun auch wieder nicht finden sollte. – Schlüsselwörter? – Wegen Diskretion gegenüber meinem Überfordertsein durch die Aufgabe in diesem Moment lasse ich mal weg, was ich eingegeben habe - nur, um es hinter mich zu bringen und mich endlich um meinen Post kümmern zu können. Über Nacht hat es mich dann aber gepackt. Gleich nach dem Aufstehen notiere ich mir andere Schlüsselwörter. Wobei auch Aussagen formuliert werden können wie zum Beispiel veröffentlichen meines Lebens. Ich erweitere die Liste und dabei zeigt mir AdWords sofort, wie brauchbar die Keywords oder Aussagen sind (Trefferchance). Das mit dem Leben veröffentlichen ist gut, auch Roman meines Lebens ist gut und Narzissmus ist auch gut. Aber bei meiner Selbstverständigungsformel Zeitung über mich, Zeitung von mir wird angezeigt: Geringes Suchvolumen = damit ist nicht viel zu holen in der Google-Werbewelt. Leider gilt das auch für die Aussage, die es am besten trifft: Unausgesprochenes aussprechen und, wie nicht anders zu erwarten, gilt es auch für investigative Poesie. – Poesie? – Wie komme ich denn darauf? In meiner Selbstverständigung über den Blog ist dieser Begriff bislang nicht vorgekommen, weil mit dem, was sich damit verbindet, will ich so wenig zu tun haben wie mit dem Begriff Literatur und was sich damit verbindet. Aber für die Keyword-Liste, dachte ich, als eine Annäherung an das, was ich mache, denn Journalismus ist es nun mal nicht … . – Vergiss es. Geringes Suchvolumen. Ich muss ein Wording (Wortlaut) finden, das besser in die Welt passt – die Internet-Werbewelt. Mir wird klar: Ich habe ein neues intelligentes Spielzeug, die Keyword-Liste für meine Google-Anzeige. Die werde ich weiter verbessern in den nächsten Tagen. Das ist nicht nur gut fürs Geschäft, das hilft mir auch dabei, dem Blog wieder mehr Orientierung zu geben. Verloren gegangen, seit der Roman meines Lebens kein Liebesroman mehr ist. – Von investigative Poesie komme ich auf investigatives Drama. Da wird AdWords wahrscheinlich wieder abwinken. Schade, denn das trifft es, was ich in scheuen Ansätzen schon mache und noch viel intensiver betreiben will. – Das habe ich schon gemacht, als ich mir Filmplots ausgedacht habe, Geschichten, die Menschlichkeit explorieren/ erkunden/ ausforschen. Durch das Anzetteln von Konflikten Unausgesprochenes, Unliebsames, Peinliches zum Vorschein zu bringen. Nicht um Menschen vorzuführen, sondern um sie menschlicher zu machen – um sie zu versöhnen mit ihrer Menschlichkeit und miteinander. Theorie der Komödie.  Così fan tutte. Schaut, so machen es alle! – Jetzt will ich mir nichts mehr ausdenken. Ist auch nicht nötig zum Anzetteln. Reicht, wenn ich meinem charaktereigenen Hang zum Dramatisieren folge. – 12 Euro 50 dafür, dass Sie die zwei Gummiflecken auf die Absätze geklebt haben? Wie lange haben Sie dafür denn gebraucht? – Das kann sie so nicht sagen, die Schusterin in der renommierten Schusterei am Bayerischen Platz, weil das sind mehrere Arbeitsschritte, erklärt sie. - Arbeitsschritt ist kein Zeitbegriff, entgegne ich bissig. – Sie: Ich bearbeite mehrere Paar Schuhe gleichzeitig. Außerdem habe ich Ihnen das schon gesagt, was es kosten wird, als sie mich letzte Woche danach gefragt haben. – Daran können Sie sich noch erinnern? frage ich erstaunt und denke, Scheiße, da habe ich jetzt keine Berechtigung mehr, sie runterzuhandeln, wie ich es mir vorgenommen hatte, und deshalb lenke ich ein: Sie bearbeiten also die Schuhe partienweise in mehreren Arbeitsschritten? – Sie: Alte Beläge runterreißen. Neue Beläge aufkleben. Schleifen. Und reich werde ich dadurch nicht. – Ich: Da hätte ich nichts dagegen, wenn Sie reich würden. – Haha! Launiger Gesprächsausklang. Aus dem Konflikt ist nichts geworden. Kein gutes Beispiel. Nur, um mal zu zeigen, wie einfach anzetteln geht. Der Alltag ist voll mit Konflikten, die nur ausgelöst, zugelassen, durchgehalten werden müssen. Geld im übrigen ein großes Thema. Nicht zu fassen, wie tabubelegt das ist, welche Verklemmtheit da herrscht, instrumentalisiert von den Habenden und Preistreibenden. Anderes großes Thema Lügen, Verlogenheit. Davon bald mehr. – Und der Text der Anzeige? – Den verrate ich, wenn ich demnächst von meiner Frühlingsaktion berichte.