Sonntag, 6. März 2011

Schicksenplot

Warum das jetzt? – Ich habe es schon lange im Kopf, die Plotskizze hier zu dokumentieren, um zu zeigen, wie das war, als ich fernsehgerecht geschrieben habe. Und alles, was im Kopf ist, muss raus. – Der Schicksenplot gehört zur Geschichte meiner Begegnung mit Adriana Altaras, die ich letzte Woche erzählt habe (siehe auch hier). Deshalb jetzt. – Keine große Sache. Wichtig ist es gewesen. Jetzt nicht mehr. Zum Schluss hätte es fast noch geklappt mit dem Projekt. Bei der Degeto (ARD) haben sie lange überlegt, ob sie dem Stoff eine Chance geben sollen, wie sie im Absagebrief mitgeteilt haben. Aber da ist ihnen eingefallen, dass sie bereits eine andere jüdische Familienkomödie in Produktion haben. Die andere Geschichte ist dann bei der Ausstrahlung gefloppt. Ganz miese Quote. Was bei den Sendern so interpretiert wurde, dass das Fernsehpublikum sich nicht für jüdische Stoffe interessiert. Was wiederum dazu führte, dass sie beim ZDF, bei dem die Produktionsfirma es anschließend versucht hat, gar nicht mehr über den Stoff nachgedacht haben. Wegen des schlechteren Films ist der bessere nicht gemacht worden, hat Adriana gesagt. Oder, wie es der Mittelstürmer Jürgen Wegmann einmal formuliert hat: Erst haben wir kein Glück gehabt und dann kam auch noch Pech dazu.

Titel: Die Schickse und mein Prinz. – Schickse kommt aus dem Jiddischen und ist keineswegs so abschätzig gemeint, wie das Wort später im Deutschen gebraucht wurde, bevor es aus der Mode gekommen ist. Denn im Jiddischen bezeichnet Schickse einfach nur eine nicht-jüdische junge Frau, besonders eine nicht-jüdische attraktive Frau. – Und wo kommt der Prinz her? – Aus einem Gedicht von Heinrich Heine: Prinzessin Sabbat. Danach ist der Sabbat die Prinzessin und jeder Jude, wenn er auch in noch so beschränkten Verhältnissen und elend leben muss, ist am Sabbat ihr Prinz. - In der ersten Version des Schicksenplots, einem Serienkonzept, lautete der Titel: Die Schickse und der Prinz. – Das mein habe ich hinzugefügt bei der Umarbeitung zum Entwurf für einen 90minütigen Film, um zu verdeutlichen, dass es die Geschichte der Mutter ist, die erzählt wird. Bestimmt wäre jemandem noch ein besserer Titel eingefallen, wenn der Stoff realisiert worden wäre.

Der Text ist ein sogenanntes Exposé: ein Arbeits- und Präsentationstext. Kein Drehbuch. Keine Erzählung. Aber in der vorliegenden Form ist er erzählerisch genug geschrieben, um gut lesbar zu sein. - Beim Formatieren habe ich in den Text reingeschaut, aber ich habe ihn nicht noch mal durchgelesen. Ich lese nicht gerne zurück. Bestimmt würde ich heute einiges anders machen und vieles anders formulieren. Doch wozu? – Was mich allerdings interessieren würde: was die Leser des Blogs von der Geschichte halten. Ich stelle den Text in Das alte Biest. Dort habe ich die Kommentarfunktion aktiviert. – Vielleicht doch mal Gebrauch davon machen? - Nur als Anregung die Frage: Hättet Ihr die Geschichte gerne als Film gesehen?

Ich werde den Text in vier Teilen veröffentlichen. Heute: Schicksenplot 1. - Zweiter Teil folgt am Dienstag.