Was habe ich erwartet? Sonntagnachmittag. Dani kommt gerade vorbei geradelt mit seiner Tochter, als ich das Haus verlasse, und wir sagen lächelnd Hallo. 15.15 Uhr, bei dem warmen Wetter, da sind die Leute unterwegs. Da hätten die da drüben schon extra meinetwegen zu Hause bleiben müssen. Das kann ich nicht erwarten. Ich hätte auch schon heute Vormittag läuten können bei ihnen, bevor ich mit dem Fahrrad losgefahren bin. Da waren sie bestimmt noch zu Hause. Aber da musste ich erst mal durch die Stadt fahren und mich entneurotisieren nach dem Erlebnis von heute Morgen, als jemand angerufen hat um Punkt halb neun in einer Geldangelegenheit und in der erklärten Absicht, mir schlechte Gefühle zu machen. Außerdem war meine Vorstellung, dass ich rübergehe zum Besuch in der Dachwohnung gegenüber zu der Zeit, in der ich mich sonst ans Schreiben mache. Und wenn es sich gezeigt hätte, dass sie noch wohnt da drüben – siehe gestern – und wenn wir ins Gespräch gekommen wären miteinander (ersatzweise auch gerne mit ihm, falls sie nicht mehr da wohnt), dann hätte ich erst am Abend oder heute gar nichts geschrieben. Das geht nämlich ab jetzt, dass es an einem Tag auch mal nichts gibt im Blog. Mit heute ist es ein Jahr her, dass ich begonnen habe täglich zu bloggen. Gestartet habe ich den Blog am 19.05.2010, mit dem täglichen Bloggen habe ich erst am 22.05. begonnen. Meine Verabredung mit mir war, dass ich das ein Jahr lang durchziehe, jeden Tag zu posten. Experiment. Gewollter Ausnahmezustand. Ist gelungen. Es ist inzwischen so, dass ich gar nicht weiß, wie das gehen soll an einem Tag ohne Bloggen. Heute wollte ich es darauf ankommen lassen. Sie war nicht da, niemand war da. Siehe oben: Was konnte ich anderes erwarten um 15.15 Uhr am Sonntagnachmittag bei dem warmen Wetter?
In den nächsten Tagen werde ich es wieder versuchen. Solange, bis es klappt. – Was? – Es ist keine Aktion auf den Knien meines Herzens. Ich will nur wissen, ob sie noch da wohnt, und wenn, dann möchte ich ihr ein paar Fragen stellen zu meiner - ich kann es nicht anders als so geschwollen formulieren - Orientierung in der Realität. Wenn sie die Fragen nicht beantworten will, dann ist das eben so. Doch die Fragen sind so einfach, dass es für sie vermutlich keinen Grund gibt, sie nicht zu beantworten. Und wenn wir dabei ins Gespräch kommen miteinander (ersatzweise auch gerne mit ihm, falls sie nicht mehr da sein sollte), dann wird mich das freuen und mehr als das: beglücken, im Falle, dass sie noch da ist. Wenn nicht, dann wird es nicht mehr als schade, keinesfalls eine große Enttäuschung sein, denn die Enttäuschungen, die haben wir schon alle hinter uns, und zum größten Teil habe ich sie mir selbst zuzuschreiben, weil ich in meiner verspielten Art und Bedürftigkeit mir zu viel gedacht und deshalb Wunder weiß was erwartet habe. Wenn die andere Seite auf keinen Fall mit mir reden will, und sei es nur deshalb, weil sie nicht noch mehr in meinen Blog hineingezogen werden möchte, dann soll sie das bitte unmissverständlich, heißt: ausdrücklich klar machen. Dann wird sie (und/oder er) überhaupt nicht mehr im Blog vorkommen. Dann soll sie sich aber bitte - vice versa - auch aus meinem Leben raushalten. Ganz, aus allem in meinem Leben. Sie (oder wen es noch angeht) weiß schon, wie ich das meine und was sie dann zu lassen hat. Ganz!
Den Zwischentitel von gestern aufgreifend schreibe ich Homestory 1 über diesen Text, damit es eine Fortsetzung geben und die dann den Titel Homestory 2 haben kann, wenn ich berichte, wie es war, als ich sie und/oder ihn angetroffen habe. Vielleicht nur berichte das und mehr nicht, wenn sie oder er nicht wollen, dass ich darüber schreibe. Das würde ich respektieren. Widerwillig, aber das wäre es mir wert.