11.21 Uhr. Auf alles war ich vorbereitet: dass mein Router kaputt geht und ich nicht mehr ins Internet kann oder dass meine beiden Laptops gleichzeitig ausfallen. Aber darauf nicht: Blogger ist zurzeit nicht verfügbar. Bitte entschuldigen Sie diese Störung. Besuchen Sie für weitere Informationen Blogger Status. – Seit gestern Abend 22.30 Uhr steht das da, wo das Dashboard von Blogger erscheinen sollte auf der Website. Ich war gerade dabei die Überarbeitung des Postings von gestern abzuschließen, wollte nur noch den Text in eine Word-Datei kopieren, um ihn mit der Word-Korrekturfunktion zu überprüfen, da hat sich der Dienst in den Read Only Modus verabschiedet: kein Veröffentlichen, nicht mal Editieren mehr möglich. Vorübergehend. Thanks for your patience in the mean time, heißt es auf Blogger Status. – Muss es nicht meantime heißen, um Zwischenzeit zu bedeuten? – Mean time = gemeine, böse Zeit. So kann man es allerdings auch nennen. Ich bin völlig aus der Spur. Es ist, wie wenn Wasser, Gas, Strom und Internet gleichzeitig ausgefallen wären. – Was mache ich jetzt? – In einer kopflosen Aktion habe ich einen Facebook-Account für Biest zu Biest eingerichtet, um dort den Text von gestern als Notausgabe zu posten. Erst, als alles Nötige dafür getan war, ist mir eingefallen, dass das nicht nur voraussetzt, dass meine Leser auf Google nachschauen, wo mein Posting von gestern abgeblieben ist, sondern dass sie außerdem noch bei Facebook angemeldet sein müssen, um Zugang zu bekommen zur Seite von Biest zu Biest, oder falls nicht, sie sich bei Facebook anmelden müssen – und das ausgerechnet jetzt: Facebook schlittert ins PR-Desaster. - Das kann ich nicht erwarten von meinen Lesern, dass sie die gleichen Entzugserscheinungen haben wie ich. Und so bedeutend war das Posting von gestern auch wieder nicht. Obwohl … .
12.20 Uhr. Blogger ist zurzeit nicht verfügbar. Bitte entschuldigen Sie diese Störung. Besuchen Sie für weitere Informationen Blogger Status.
Inzwischen habe ich bei anderen Blogs, die auf Blogger erscheinen, nachgeschaut, wie es denen ergeht. Letzte Postings Mittwoch. Die Störung betrifft also nicht nur Deutschland und es ist auch keine gegen mich gerichtete Aktion: Die wollen mich nicht mehr haben! Huhu! – Die Störung ist weltweit. Ein Trost ist das nicht. Und was mache ich jetzt mit dem Facebook-Account für Biest zu Biest? Wieder löschen? Oder wird das am Ende das Gute an dem Störfall gewesen sein, dass ich die Facebook-Seite eingerichtet habe? Das entscheide ich, wenn ich mich wieder eingekriegt habe, wenn die Störung behoben ist.
16.12 Uhr. Blogger ist immer noch zurzeit nicht verfügbar. Aber die Blogger-Status-Meldung lässt hoffen: We expect everything to be back to normal soon. Sorry for the delay.
Nein
Inzwischen war ich draußen, Besorgungen machen. Unterwegs habe ich überlegt, worüber ich gleich schreiben will – mit der Ungewissheit, wann ich es veröffentlichen kann. Ich könnte auf einen Blog auf Blogger hinweisen, den ich täglich verfolge: The Sartorialist. Street-Style Blog. Wahrscheinlich der interessanteste, auf jeden Fall der populärste. Street Style in London, Paris, Mailand, New York, und dort am Osterfeiertag auch schon mal Street Style in Harlem (siehe On the Street....Easter in Harlem, New York, April 25, 2011). The Sartorialist (*) ist Scott Schuman. Guter Typ. Bitte angucken das Foto von ihm auf Style File blog (**), wo es ein Interview mit ihm gibt: The Sartorialist Ponders Street-Style Blogs As Social Documents. Womit auch schon gesagt ist, dass man sich nicht unbedingt für Mode interessieren muss, um seinen Blog spannend zu finden. Schumans Vorbild ist der deutsche Fotograf August Sander; Menschen des 20. Jahrhunderts heißt dessen epochemachender Bildatlas. Womit mehr nun nicht mehr gesagt werden muss über die Einordnung dessen, was Schuman und seine Kollegen machen. – Im Interview wird Scott Schuman gefragt, ob Leute es manchmal ablehnen, sich von ihm fotografieren zu lassen. Does anyone say no? – Antwort: Yeah, people say no all the time. But that part doesn’t really bother me. When I used to have a showroom and was selling collections, people said no all the time, [too]. It’s just part of the job. – Er kennt es also gar nicht anders. Die Leute sagen ständig nein. Aber das macht ihm nichts aus. Es gehört einfach zum Job, meint er und wenn das wirklich so ist, dass er da drüber steht, kann ich ihn nur dafür bewundern. Denn das ist das Schwerste, ein Nein zu verkraften, vor allem, wenn man es ständig hört wie ein Street-Style Photographer oder wie ich. Huhu! – Im Ernst. Das Nein gehört dazu – zum Leben und zur Arbeit, wenn sie von anderen Menschen abhängig ist. Und statt mich zu bedauern, wenn ich mir mal wieder ein Nein eingefangen habe, oder dann lächerliche Kleinkriege zu führen in meinem Kopf gegen die Neinsager, wäre es doch allein schon, um Energie zu sparen, besser, das endlich mal zu lernen, ein Nein hinzunehmen und mich trotzdem nicht entmutigen zu lassen. In dem Wissen, es gehört zum Job dazu – und zum Leben. Eine der letzten Stufen zum Erwachsenwerdens ist das, denke ich, während ich bei Reichelt einkaufe – denke ich wirklich, während ich bei Reichelt einkaufe. Hinterher treffe ich Michaela, die gerade ihre Kneipe aufschließt. Ich frage sie, wie sie zurecht kommt mit ihren neuen Nachbarn, Oguzhan und seinem Partner, die jetzt den Tabak- und Lottoladen neben dem Felsenkeller haben, und dann will ich es erst nicht glauben, als sie antwortet, gar nicht gut kommt sie mit denen zurecht. – Warum denn nicht? – Weil sie sich von denen ein Nein eingefangen hat, von dem sie sagt, es sei existenzgefährdend. – Mehr darüber, wenn ich mit allen gesprochen habe und mehr weiß.
(*) sartorial = Schneider. Scott Schuman war einer, bevor er The Sartorialist wurde.
(**) Das Foto hat Garance Doré gemacht. Ihr Street-Style Blog hier.