Ein Autor des von einem Team geschriebenen Blogs TechCrunch hat einen gefälschten Facebook-Account für den Google-Chef Eric Schmidt eingerichtet. Dazu brauchte er nicht mehr als seine Mail-Adresse, die nicht schwer zu kriegen war. Ohne die Bestätigung der Account-Anmeldung abzuwarten, hat die Facebook-Maschine losgelegt und getan, was sie bei jedem neu angemeldeten Nutzer tut: in den Datenbeständen von The Social Network nachzuforschen, welche Facebook-Nutzer die Adresse des new kid in town in ihren hochgeladenen Adressbüchern haben, um sie daraufhin dem neuen Nutzer als friends vorzuschlagen. Bei einem echten Account eine tolle Sache, weil man so schnell in Facebook mit den Leuten zusammenkommt, die man ohnehin schon kennt (das ist ironisch gemeint). Und bei einem gefälschten Account ist es der Dreh, mit dem man innerhalb kürzester Zeit herausfinden kann, mit wem jemand im wirklichen Leben sozial vernetzt ist. – Schlau! Mit wem könnte ich das machen? habe ich sofort gedacht. Es ist mir niemand anderer eingefallen als die Tess, deren richtigen Namen ich nicht kenne, also auch nicht ihre Mail-Adresse, und der Professor, dessen Mail-Adresse ich mir beschaffen könnte, aber der hat schon einen Facebook-Account und in dessen öffentlich zugänglichem Teil habe ich schon gestöbert und gesehen, welche Facebook-Freunde er hat, und das hat mir auch ein bisschen was erzählt über ihn. Sprichwort, in diesem Kontext im außermoralischen Sinn zu verstehen: Sage mir, mit wem du gehst, und ich sage dir, wer du bist. – Sicherste Methode, sich vor einem Account-Fake wie im Falle von Eric Schmidt zu schützen: sich selbst einen Account bei Facebook einrichten (wichtig: alle aktiven Mail-Adressen dazu verwenden). Und das tut auch überhaupt nicht weh. Niemand wird von Facebook gezwungen, die Datengeilheit von The Social Network zu befriedigen. Man kann einfach nur nein sagen, wenn der Facebook-Prozess einen auffordert, sein Mail-Adressbuch hochzuladen. Dann wird man zwar immer wieder aufgefordert, es doch nun endlich zu tun, damit Facebook einen mit den Leuten zusammenbringen kann, die man schon kennt, doch das kann man sanktionsfrei ignorieren. Facebook ist eine der schönsten Einrichtungen des modernen Lebens, wenn man kapiert hat, dass man selbst definieren kann, wie man es nutzt - und wenn man nicht gerade völlig zugedröhnt ist, wenn man seinen Account einrichtet und blind alle Voreinstellungen für sein Nutzerprofil übernimmt oder bedenkenlos allem zustimmt, was die Facebook-Maschine vorschlägt. Wieviel privacy man bei Facebook hat, bestimmt man selbst. Und das kann sehr viel sein. Ich zum Beispiel habe bei Facebook ein Versteck gehabt, in dem ich monatelang heimlich mit der Tess kommuniziert habe. Blöd war dann nur, dass irgendwann meine Zugangsdaten Außenstehenden bekannt wurden. Wofür The Social Network allerdings nichts konnte. Bekannt geworden waren meine Zugangsdaten über stinknormales Hacken meines Rechners. So blöd war das dann aber auch wieder nicht. Denn nachdem ich über den ersten Schock hinweg war, dachte ich mir, wenn ich so interessant bin für die Leute, dass sie sich schon bei mir einhacken, dann können sie gerne mehr haben. Dann gebe ich ihnen jetzt die Breitseite. Das war einer der Gründe dafür, diesen Blog zu schreiben. Und Facebook danke ich für das sehr angenehme, geschmackvoll eingerichtete Ambiente, das es der Tess und mir als Versteck zur Verfügung gestellt hat, und für den äußerst großzügig bemessenen Speicherplatz. - Da ich glaubte, am Abend eine Verabredung zu haben, reichte die Zeit nicht mehr, um die Fortsetzung dieses Textes zu überarbeiten und hier reinzustellen. Die Fortsetzung steht jetzt in Das alte Biest.