Montag, 11. Oktober 2010

Versteckt

Immer wieder der gleiche Fehler: Mit Gedanken weiter kommen wollen. Fehler hinter dem Fehler: Souverän sein wollen. Für wen? Wozu? - Textentwurf von heute Nachmittag: 
Die einfachste Art, die Tess zu retten, ist: Wenn ich den Vorfall vom Samstag verdränge. Ich beschäftige mich nicht mehr mit dem Gedankenzug. Ich vergesse den Gedankenzug. Und wenn der Zug nicht mehr fährt, dann sitzt sie auch nicht mehr drin. Dann geht sie nicht vielleicht doch in einem Moment der Unachtsamkeit an einer Zugtür vorbei und ich kann nicht die Tür aufreißen und sie rausstoßen. Das alles ist nicht. Es war sowieso nur ein Traum. Texttraum. Und es ist ohnehin nicht eine Phantasie gewesen über die reale Tess, sondern eine Phantasie über meine Vorstellung von ihr. Über das Bild, was ich mir von ihr mache. Es geht also nichts verloren. Nur der Impuls, der zu der Phantasie führte, der ist dann erstmal wieder unterdrückt. Verschwunden ist er damit nicht. Er wird wieder kommen. Wieder unterdrückt werden. Und immer wieder die Frage: Was hänge ich eigentlich so an einer für mich so enttäuschenden Liebe zu einem Bild von einer Frau? Zu dem Eindruck, den sie auf mich gemacht hat. Dem Eindruck, dem ich den Namen Contessa gegeben habe, abgekürzt Tess ... . - An dieser Stelle unterbrochen vom Anruf  eines Freundes. Er kann es selbst nicht fassen, wie schlecht es ihm geht. Ich biete ihm Hilfe an. Ihn abholen, ihn begleiten zu einer Adresse, die aufzusuchen Überwindung kostet. Erst recht, wenn man seit zehn Tagen das Haus nicht mehr verlassen hat, weil man sich nicht mehr raustraut auf die Straße. Mehr nicht über das Telefongespräch. Hinterher überlegt, dass er vielleicht denkt, dass ich nur deshalb ihm helfen, ihn begleiten will, um darüber schreiben zu können. Indem ich jetzt nicht mehr preisgebe von dem Gespräch, zeige ich ihm, dass er auf die gleiche Diskretion vertrauen kann, wenn er mein Hilfsangebot annimmt und sich von mir begleiten lässt. - Nach dem Telefonieren nicht weiter geschrieben. Warum erzähle ich nicht, was passiert, statt mich zu verstecken in Gedanken und Phantasien? - Was am Wochenende passiert ist, dokumentiert hier: An Tess 1  und An Tess 2.