Montag, 24. Mai 2010

Hack


Heute Früh bei den Nachbarn und sie direkt darauf angesprochen. Erzählt, dass ich eine – ähm. Liebes-Kommunikation mit einer Frau in – ähm, nächster Nähe habe und die basiert darauf, dass die Frau in meinen Rechner eingehackt ist. Das Phänomen heißt Bluesnarfing, das wird hauptsächlich bei Mobiltelefonen gemacht, funktioniert aber auch bei Laptops. Das haben mir Leute vom Chaos Computer Club bestätigt, bei denen ich in der Sprechstunde war (Donnerstag, ab 17 Uhr, Marienstraße, Berlin-Mitte). Voraussetzung für den Hack ist, dass Bluetooth aktiviert ist und unter Windows die Remotefunktion (Remote Desktop). Die kann man nicht von außen aktivieren, also online, das muss man am Rechner selbst machen. – Kaffee? – Nein, danke. Also, warum erzähle ich euch das? Weil ich irgendwann gemerkt habe, dass nicht nur  - ähm, meine Geliebte bei mir eingehackt ist, sondern auch noch andere Nachbarn. Nämlich ihr. Nur, versteht mich bitte richtig. Keine Vorwürfe. Ich bin nicht hier, um euch zur Rede zu stellen. Ich weiß, dass ihr euch bei mir eingehackt habt. Ihr wisst, dass ich es weiß. Deshalb seid ihr auch immer noch bei mir drin. Weil ihr wissen wollt, was ich damit jetzt anfange. Aber macht euch deswegen keine Sorgen. Ich sehe das inzwischen völlig entspannt. Ihr habt mir keinen Schaden zugefügt. Ihr seid nur neugierig gewesen. Das verstehe ich, ich bin auch neugierig. Und deshalb tut mir einen Gefallen: Zeigt mir, wie es geht. Zeigt mir, wie es aussieht auf der anderen Seite des Hacks. Zeigt mir, was ihr seht von meinem Rechner. Und damit gut.  

Das der Versuch. Ergebnis: Der Nachbar ist richtig begeistert. Tolle Geschichte. Dass ich beim Chaos Computer Club war, beeindruckt ihn ganz besonders. Haben die mir nicht zeigen können, wie das geht. - Nein. Ins Detail wollten sie nicht gehen. Wie übrigens alle, die ich dazu befragt habe. - Auch die Nachbarin hat mir gerne zugehört. Allerdings missfällt ihr die Bestimmtheit, mit der ich auftrete. Sie kritisiert, dass ich es gar nicht für möglich halte, dass sie mit der ganzen Sache nichts zu tun haben, - Würde das denn etwas ändern daran, dass ihr es abstreitet, frage ich sie. Das die einzige Stelle in ganzen Gespräch, an der der Ton schärfer wird. Gleich geschickt moderiert vom Nachbarn. Ob ich  Microsoft Security Essentials kenne, fragt er. - Nein. - Die Nachbarin reicht mir einen Block und einen Stift. Ich notiere und sage, dass ich Norton verwende und dass die CCC-Leute da nur gelacht haben, als ich das erwähnte. - Der Rest ist Pflege der nachbarschaftlichen Beziehung inklusive Führung durch die Wohnung. Kinderzimmer wie ein Spielzeugladen. Ich staune: Da ist ja einiges passiert, seit ich das letzte Mal mit Lego gespielt habe. Und: Was für ein reiches Kind! - Schade nur, dass sein Kind so selten da ist, sagt der Nachbar.  - Wie oft? - Nur alle zwei Wochen. - Schlimm, sage ich.    

Im Nachhinein fällt mir auf, dass sie gar nicht gefragt haben, wie ich überhaupt auf sie gekommen bin. Ich sprach nur von Beobachtungen, die mich darauf gebracht haben. Sie wollten nicht wissen, was für Beobachtungen, und ich bin nicht näher darauf eingegangen, weil ich wollte sie nicht in die Enge treiben, ich wollte sie nicht anklagen. - Und was wollte ich noch mal? - Mit ihnen darüber reden. Haben wir getan. - Gucken, was passiert. Nichts. - Herausfinden, wie es geht. Wie sie es gemacht haben. Und vor allem sehen, wie es aussieht am anderen Ende des Hacks. Sehen, was die Contessa von meinem Rechner sieht.  

Die Kommentarfunktion hier ist mittlerweile so eingestellt, dass jeder Leser kommentieren kann. Und es gibt auch die Möglichkeit, mir von hier aus eine Mail zu schicken. Also liebe Leser, wenn es überhaupt schon welche gibt, macht Gebrauch davon. Und wenn jemand von Euch sich auskennt mit Bluesnarfing, wie es geht, was für ein Programm ich dafür brauche, um den Hack nachzuvollziehen, BITTE MELDEN.