Soll ich den Blog-Titel verändern? Artikel weglassen? Tägliches Biest? Das ist schlanker. Und ich beruhige mein Gewissen wegen Titel-Klau. Andererseits: The Daily Beast "is an american news reporting and opinion website published by Tina Brown" (Wikipedia). Das hier wird sein ein Blog von mir, in dem ich mein Leben veröffentliche und mich mit Diagnose und Therapie narzisstischer Persönlichkeitsstörung befasse. "The Daily Beast", das ist Journalismus und "The Daily Beast" ist wie "The Daily Telegraph". "Das tägliche Biest" soll sein eine Fortsetzungsgeschichte in Tagebuchform und "Das tägliche Biest" ist wie "mein tägliches Schreiben", wenn mein tägliches Schreiben aufgehört hat, ein liebeskrankes Schaf zu sein.
Kein Licht im Contessa-Zimmer. Tess schläft wieder im hinteren Teil der Wohnung. Bei ihrem Mann oder Ex-Mann oder Freund oder Ex-Freund; ich nenne ihn ab jetzt einfach ihren Mann. Sie haben sich wieder versöhnt, nachdem sie sich letzten Sonntagabend gekracht hatten. Seinetwegen? Ihretwegen? - Meinetwegen bestimmt nicht. Unsere Fenster-zu-Fenster-Affäre nervt ihn. Mehr aber auch nicht. Sie ist zwischen 30 und 35. Er ist, wenn er alt ist, 45. Ich bin 57, und das sieht man mir auch an. Er ist erfolgreicher Hochschullehrer. Ich bin erfolgloser Drehbuchautor. Er ist einen Kopf größer als ich. Gut aussehend. Wenn er nur nicht diese zu kleinen Augen hätte. Ich schiele. Aber nur, wenn ich sehr müde bin. - Wir haben am gleichen Tag Geburtstag (habe ich mal mitgekriegt). Aber das bedeutet nicht einmal astrologisch etwas, weil ein Tag ist lang. Ich bin kein ernst zu nehmender Konkurrent für ihn. Meine einzige Chance ist, dass er ganz offensichtlich etwas falsch macht. Sie ist nicht glücklich mit ihm. Irgendetwas fehlt ihr. Sonst würde es ihr nicht so gefallen, von mir begehrt zu werden. - Und wenn sie sich einfach nur langweilt? - Sage ich doch, es fehlt ihr was.
"Und warum habt ihr eigentlich kein Kind?" habe ich ihr mal geschrieben. Unverschämtheit. Gründe genug, kein Kind zu haben; darunter einige, die unabänderlich sind. Sie ist sehr empfindlich, leicht kränkbar, schnell beleidigt. Das mit dem Kind hat ihr nichts ausgemacht. Ich wollte darauf hinaus, wie gerne ich ein Kind mit ihr hätte. Das hat sie gerührt, als ich ihr das geschrieben habe. Vielleicht will ihr Mann kein Kind. Noch nicht.
Wenn ich deprimiert bin wie gestern, denke ich, es wird so ausgehen, dass sie ein Kind bekommen. Und vielleicht wird unsere verhuschte Affäre am Ende sogar dazu beigetragen haben. Und wenn es ganz glücklich ausgeht, dann wird das Kind die schönen Augen seiner Mutter haben, mit denen sie so listig und unternehmungslustig gucken kann.