Donnerstag, 27. Mai 2010

Blondinen

Leute in  der Fernsehindustrie. Beste Begegnung war die mit Alicia Remirez bei Sat1. - Ich: Bei Hitchcock geht es eigentlich immer nur darum, Blondinen zu quälen. Nur nicht in North by Northwest. Da geht es darum, Cary Grant zu quälen. - Alicia: Cary Grant ist eine Blondine. (*)

Beste Agentin war Katja Grübel bei Pegasus. Sie hat mein Zeug gelesen. Wusste, was ich kann und will, und da hat auch was geklappt. Dann geschwängert vom Regisseur Manuel Siebenmann, der inzwischen von Frau und Kind getrennt drei Häuser entfernt von mir wohnt. Katjas Nachfolgerin ist Kathrin. Formulierung: Ein Gespräch mit ihr ist wie der Biss in einen Filzpantoffel. Bitte darum, vom Chef vertreten zu werden. Es mir mit dem Chef mal lieber nicht verderben. Zwischenspiel mit rechter Hand des Chefs, Sebastian. Hilflos, hilflos, hilflos. - Kathrin weg. Sebastian weg. Seit Anfang des Jahres Fabian. Jurist wie der Chef. War vorher bei Boje Buck Produktion. Er könnte der besser aussehende kleine Bruder von Detlev Buck sein. - Ich bin eigentlich raus aus dem Geschäft, will wieder rein. Ansatz: Einen namhaften Regisseur interessieren für ein Projekt von mir. Jüdische Komödie, jüdischer Regisseur. Ich kontaktiere Dani Levy. Fabian soll Dror Zahavi ansprechen. Dani ist gerade in der Endproduktion seines neuen Films; deshalb noch nicht zum Lesen gekommen. Fabian hat es nach sechs Wochen noch nicht mal geschafft, mit der Agentur von Zahavi Kontakt aufzunehmen. Inzwischen entwickelt sich unser menschliches Verhältnis in den Mails rapide von Herzlichen Gruß Fabian zu LG Fabian zu Mit besten Grüßen Fabian. Telefonisch ist er nicht erreichbar. Es gibt nichts Neues; er hat viel zu tun. Außerdem sind Telefongespräche mit mir gefürchtet, wegen ihrer Überlänge. Vorgestern traut er sich und nimmt meinen Anruf an. Ich habe gehört, dass Dror Zahavi ein Projekt geplatzt ist, da wäre es doch usw. Plus: Ich deute an, dass ich eine Frau kenne, die die Kostümbildnerin von Zahavi kennt. Und plötzlich geht es zack-zack. Zahavis Agentur hat endlich geantwortet. Er schickt ihnen jetzt den Stoff. Ob ich paar Worte dazu schreiben will, warum es "genau das richtige für Dror ist". - Wozu denn das? Ich habe einen ganzen verdammten Film geschrieben. Schick ihm das Kurz-Exposé, schick ihm das Treatment. Jedes weitere Wort wäre Geblubbere. - Später. Moment mal! Wieso muss der denen das noch schicken? Das hat er doch schon vor sechs Wochen getan. Hat der mich verarscht? Hat der gar nichts unternommen, verschleppt der das? Wollen die mich los haben? - Die Kavallerie reitet, säbelschwingend. Ich sammle Indizien in den Mails von Fabian. Die Kavallerie habe ich absitzen lassen; sie wartet auf meine Befehle. Mit Zitat und Datum teile ich ihm meinen Argwohn mit. Doch während ich das tue, merke ich schon, dass es eine ganz einfache Erklärung gibt. Erstens: die - mal möglichst wertfrei - juristische Art des Ansprechpartners. Zweitens: Ich bin nicht der wichtigste Klient der Agentur. Fabians Erklärung ist noch einfacher und leuchtet mir sofort ein. Die erste Sendung liegt sechs Wochen zurück; wer weiß, was daraus geworden ist. Jetzt ist nur noch, dass er zunächst nur das Kurz-Exposé schicken will und dann erst auf Nachfrage das Treatment. - Warum so umständlich? Mail: "Tu mir eine Liebe, Fabian, und schicke Dror Zahavi doch das Treatment gleich mit. - Es gibt Leute, die meine Sachen gerne lesen. Vielleicht gehört er dazu. Vielleicht schaut er mal drauf, wenn er es hat, vielleicht liest er sich fest. - Das Kurz-Exposé ... ist wie der Klappentext eines Buches. Und was ist der Klappentext eines Buches wert, wenn man nicht gleich das Buch zur Hand hat, um reinzugucken? Oder noch mal anders: Bitte, bitte, lieber Fabian, lass es uns auf meine Art machen."

Kurz darauf teilt er mir mit, dass er es so gemacht hat. Ich maile zurück klasse! danke! und denke, mir unbedingt merken für´s nächste Mal, wenn ich wieder die Kavallerie reiten habe: Ich schreibe keine Western. Ich schreibe keine Thriller. Ich interessiere mich nicht für Verschwörungen. Ich quäle keine Blondinen. Ich schreibe Melodramen und Komödien. Und ich kann so lieb sein, wenn ich will.

(*) http://www.youtube.com/watch?v=M5D1aeNB2Bc&feature=related