Samstag, 10. September 2011

Sonntagsmalerei

Endlich macht mal jemand mit. Uliane schreibt mir, ich soll dran bleiben bei Taewoo und: Ich weiß gar nicht, was er hat (Dich nicht zu empfangen), neulich, als ich ihn traf, meinte er noch, ich solle ihn doch mal wieder in seinem Atelier besuchen kommen. Sie erzählt, dass sie vorhatte, Arbeiten von ihm in ihrer Galerie auszustellen, nachdem sie seine Bilder im Künstlerhaus Bethanien gesehen hatte und ihr die von allen am besten gefallen hatten in der Ausstellung (Ausländische Künstler in Berlin). Als sie ihn dann in seinem Atelier besuchte, war sie etwas enttäuscht, er machte gerade eine Serie, von "Leda und dem Schwan". Und später ist es nicht zu einer Ausstellung gekommen. Daher finde ich es sehr gut, wenn Du diesen Bericht startest, um auch den  "Sonntagsmaler" zu entkräften! Prima! –  Ich schreibe Uliane zurück, dass es mehr zu Taewoo erst mal nicht geben wird und dass das eine ganz eigene Geschichte ist zwischen ihm und mir (dokumentiert in VorlageZicke, Somewhere). Aber: Je länger diese Geschichte währt, desto mehr genieße ich sie. Ich darf mir nur den Spaß daran nicht verderben, indem ich etwas von Taewoo erwarte. Das ist es letztlich, was ich in dem Posting von gestern erzähle. Er ist einer der Neinsager in meinem Leben, habe ich ihr nicht geschrieben, aber so ist es. 

Taewoo hatte ich zuvor das Link zum Posting über ihn  geschickt mit der Anmerkung, der Text sei grob, aber herzlich und: dass ich erst im Zweifel war, ob zu grob  und ob ich es mit meiner Begeisterung für splitted images nr. 14 nicht übertrieben habe, dass mir inzwischen der Text jedoch gut gefällt und ich hoffe Dir auch. -  Bis jetzt hat er noch nicht geantwortet. Weil ich zu grob war? - Dass ich ihm wieder einmal seinen Hochkultur-Hochmut unter die Nase gerieben habe, daran kann es nicht liegen, das lächelt er weg. Das mit dem Dandyismus kratzt ihn auch nicht. Und die Zickigkeit? – Ja nun, höre ich ihn da sagen. Bleibt die Verspanntheit: diesen Vorwurf sollte er einem gönnen, der von ihm so oft Nein gehört hat. Bleibt die Sonntagsmalerei, die ihm ein Maler-Kollege einmal nachgesagt hat. Hinter vorgehaltener Hand. Taewoo gegenüber würde der Kollege das nie aussprechen. Und warum musste ich es dann tun? – Um mein eigenes Empfinden damit zum Ausdruck zu bringen, das ich hatte, zu Unrecht hatte, wie ich nun erkannt habe. Denn splitted images nr. 14. begeistert mich auch deshalb so sehr, weil in dem Bild ein Entwicklungssprung sichtbar wird, den ich Taewoo nicht mehr zugetraut hatte und den ich mir nur mit etwas erklären kann, was ich von Taewoo nicht erwartet habe: dass er an sich und seiner Malerei hart gearbeitet hat in den letzten Jahren. Während ich in Gesprächen mit ihm den Eindruck hatte, Taewoo ist eigentlich fertig mit der Malerei. Der lebt noch die Rolle des Künstlers, aber es drängt ihn nichts mehr dazu, zu tun, was ein Künstler tut. Der Maler-Kollege, der das mit der Sonntagsmalerei gesagt hat, ist ein mit hohem Einsatz an Energie und Risiko arbeitender Künstler, der es auch schon mal übertreibt mit der Professionalität. Als Uliane ihn eingeladen hat, in ihrer kleinen Galerie auszustellen, da hat er sie gefragt: Und was tust du dann für mich? Auf was für Messen bist du vertreten? Wie präsentierst du mich? – Man muss immer wissen, wer etwas gesagt hat. Am Ende meiner Mail an Taewoo von gestern, habe ich es Taewoo deshalb verraten, wer der Maler- Kollege ist, der das mit der Sonntagsmalerei über ihn gesagt hat. Und hinterher habe ich mich gefragt, ob das nötig war. Ob ich es da nicht übertrieben habe. Mit der Biestigkeit. Mit dem Prinzip des Alles-Aussprechens, das in diesem Fall nur schäbige Zwischenträgerei ist?  – Antwort: Das war ich Taewoo sogar schuldig, nachdem ich diese Bemerkung über ihn kolportiert hatte. Nun habe ich auch noch erklärt, warum ich sie zitiert habe. Und aufeinander gehetzt habe ich die beiden Kollegen mit meiner Indiskretion bestimmt nicht. Wenn sie je darüber sprechen sollten, wird sich der eine rausreden, ich höre schon, wie, und der andere wird behaupten, dass es ihn ohnehin nicht berührt hat. Und das stimmt vielleicht sogar. Auseinandersetzen werden sie sich jedenfalls nicht darüber. Weil sie sich dafür zu fein sind. Weil sie sich zu wenig interessieren füreinander. Weil sie sich nichts daraus machen, was der andere denkt, sagt und tut. Dafür haben sie mich. Ich interessiere mich für sie. Ich mache mir was daraus, was sie denken, sagen und tun. Ich bin nicht fein. Ich bin grob, aber herzlich.