Freitag, 23. September 2011

Crowdfunding

Vormittags hat die Galeristin die 13jährige Tochter von der Schule abgeholt, weil ihr schlecht und schwindlig war. Jetzt geht es ihr wieder besser und sie muss zur Klavierstunde gefahren werden. Ihr war nicht schwindlig, nur schlecht war ihr, korrigiert die Tochter ihre Mutter, als die uns miteinander bekannt macht und dabei die Unpässlichkeit erwähnt. Danach setzen wir unser Gespräch fort. Das ist schon in Ordnung, sagt Liljana. Die Tochter kennt das, dass ihre Mutter jemanden aus ihrer Galerie mitbringt, wenn sie zu Chauffeurfahrten für eins ihrer beiden Kinder gerufen wird, wie jetzt nach Friedenau in die Odenwaldstraße. Wir reden darüber, wie ich mit meinem Blog Geld verdienen kann, denn ich mache nichts anderes als den Blog und ich will auch nichts anderes machen. Zwei Modelle gibt es: Entweder ich finde Partner, die im Blog Anzeigen schalten und zugleich auch Sponsoren sind, da es nun mal nicht so ist, dass ich täglich 300.000 Leser habe. Oder ich halte den Blog weiter anzeigenfrei und somit auch unabhängig, indem ich Leser als Sponsoren gewinne, die den Blog unterstützen, weil ihnen seine Unabhängigkeit etwas wert ist. Crowdfunding  nennt man das. Schönes Wort und das hat auch schon geklappt (der Perlentaucher hat sich damit im Frühjahr aus der Finanznot gerettet). Aber funktioniert das auch bei mir? Wie soll ich das angehen? Oder soll ich es nicht doch lieber mit kommerziellen Partnern versuchen, denen ich Anzeigenplatz verkaufe? Darüber brüte ich nun schon seit Monaten. Auf jede Frage, die ich mir stelle, kommt ein Einwand, fallen mir Bedenken ein statt Antworten. Keine Idee für einen ersten Schritt, aus dem sich die nächsten Schritte ergeben können. Ich komme nicht vom Fleck. Es macht mich ganz mürbe, dass ich keine Idee habe. Und Liljana hat auch keine, hat nur Einwände und Bedenken. Es ist eben auch neues Terrain. Am besten wäre, wenn ich eine Rente hätte oder reich wäre. Du hast keine Rente, du bist nicht reich? – Nein. – Entschuldige, dass ich frage. – Kein Problem. Aber wo ist jetzt die Odenwaldstraße? Wir kurven durch das Gewirr der kleinen Straßen zwischen Laubacher Straße und Bundesallee. Die Tochter hat schon zweimal gesagt, dass sie aussteigen und den Rest des Weges zu Fuß gehen kann. Den Fußweg kennt sie, nur wie man mit dem Auto hinkommt, weiß sie nicht. Aber Liljana ist die Mutter, die ihre Tochter bis vor die Haustür des Klavierlehrers fährt, und das schafft sie auch, nachdem wir den amüsierten Mann nach dem Weg gefragt haben. Amüsiert, weil: Sie müssen nur 20 Meter weiter fahren und da ist sie schon, die Odenwaldstraße. Die Tochter braucht noch zwei Euro für die Rückfahrt mit dem Bus, dann verabschiedet sie sich und ich will gerade abschließend zusammenfassen, was alles nicht geht, da kommt Liljana mir zuvor mit etwas, das sie sich überlegt hat während unserer Irrfahrt in die Odenwaldstraße. Es ist nicht  d i e  Idee, d a s Konzept. Was sie sich überlegt hat sind nächste Schritte. Auf Leute zu, auf alle, die Nutznießer des Blogs sind und ein Interesse daran haben, dass es den Blog gibt. Galerien zum Beispiel. Wie die ihre. Obwohl sie gerade keinen Werbeetat hat. Aber das kann sich auch ändern. So etwas braucht Zeit, um zu wachsen. In der rechten Spalte des Blogs wird es eine Liste der Sponsoren geben, da stehen sie mit ihrem Logo, wenn sie ein Geschäft haben und dann ist es zugleich Werbung für sie, oder sie stehen da mit ihrem guten Namen, wenn sie Leser sind, die den Blog weiterlesen wollen. Wir halten vor Liljanas Galerie. Neben dem Eingang das Schild mit dem subjectobject-Logo, das möchte sie ändern, dünnere Schrift. Nein, mach das nicht! Das Logo ist perfekt. Ich komme noch mit rein, wegen der Bilder von Gerit Koglin, die sie mir geben will; die zeige ich morgen. Ich spreche von der Verklemmtheit, die ich sonst nicht habe, aber in Gelddingen. Das kennt Liljana, wenn auch nicht von sich selbst. Verklemmtheit ist, sich nicht trauen und darüber sich dann auch noch zu viele Gedanken machen. Eine Sponsorin habe ich schon, die will den Blog mit 50 Euro monatlich unterstützen. Komm vorbei, dann gebe ich dir das Geld für September. Ich war immer noch nicht dort. Verklemmtheit. Soll ich einfach mal die Sponsoren-Liste eröffnen? Mit dieser einen Person? Oder sollte ich damit nicht lieber warten, bis ich drei, vier Sponsoren habe? Zu viele Gedanken.

Wenn dir das nichts einbringt, was du machst, dann hörst du irgendwann auf damit und das wäre sehr schade, hat die Sponsorin Nr. 1 gesagt. Können nicht auch andere so denken?