An der Ecke steht ein Feuerwehrauto und dahinter ein Rettungswagen. In den wird gerade eine auf der Bahre festgeschnallte Person mit grauen Hosen und grauen Wollsocken hineingeschoben. Es ist die Fahrerin des Motorrollers, der nirgendwo zu sehen ist. Sie ist auf der regennassen Straße mit ihrem Roller ins Schlingern gekommen und in einen stehenden VW Eos gefahren, dessen Fahrer in die Akazienstraße einbiegen wollte. Der Fahrer des metallicfarbenen Spaßautos ist ein großer weißhaariger Mann Mitte 60. Die Beifahrerin ist eine kleine dunkelhaarige Frau im gleichen Alter mit einem leichten bayrischen Akzent. Sie schildert mir und einer gehbehinderten Frau mittleren Alters den Unfallhergang. So weit sie das mitgekriegt hat, ist die Fahrerin des Motorrollers unverletzt. Sie hat nur einen Schock. Ich würde zu gerne wissen, ob die Sanitäter der Frau die Schuhe ausgezogen haben oder ob sie die Schuhe beim Unfall verloren hat. Aber ich will nicht aufdringlich sein. Die Beifahrerin hat nämlich auch einen Schock, sagt sie. – Davon, in dieses Geschehen verwickelt worden zu sein? – Ja. – Die Feuerwehrleute streuen Kalk auf die Straße. Weil Benzin aus dem Tank des Motorrollers ausgelaufen ist? Wo ist der Motorroller? Wahrscheinlich auf der anderen Straßenseite, verdeckt von dem Feuerwehrauto. Die Beifahrerin sagt, dass die Motorroller-Fahrerin ja auch auf die Mitte der Straße hätte zuhalten können, nachdem ihr Roller ins Schlingern gekommen war. – Ist das nicht ein bisschen viel verlangt gewesen von ihr in dem Moment? frage ich nicht. Der Beifahrerin wäre es eben lieber gewesen, wenn sie und ihr Begleiter nicht in den Unfall der Frau verwickelt worden wären. – Sie hat wahrscheinlich keine Gewalt mehr gehabt über ihren Roller, sage ich zu der Beifahrerin. Und das meint auch die gehbehinderte Frau. Es könnte allerdings auch sein, dass die Fahrerin des Motorrollers nicht alleine sein wollte, als sie verunglückt ist. Deshalb hat sie sich zum Stürzen für die Kollision mit dem VW Eos entschieden statt für das Kunststück, ihren schlingernden Roller zur Straßenmitte zu lenken, wo sie vielleicht noch von einem entgegen kommenden Fahrzeug angefahren worden wäre. Und das mit anzusehen, wäre das nicht noch ein viel größerer Schock für die Beifahrerin gewesen? Aber das fällt mir erst hinterher ein. Und ich weiß auch nicht, ob das für sie ein Trost gewesen wäre, weil ich auch nicht weiß, ob sie wirklich einen Schock hatte oder ob sie das nur behauptet hat, um ihre Mäkeligkeit zu begründen.