Ich spreche mit dem dritten Saturn-Verkäufer, den ich in den letzten zehn Tagen kennengelernt habe. Ihn heute Morgen. Ich überspringe, was zur Pentax Optio RS1500 noch zu sagen war. Nur so viel: Entspiegelte Displays gibt es erst bei Kameras ab 300 Euro aufwärts. Unter 300 Euro muss man seine Hand zur Hilfe nehmen, um das Display vor dem einfallenden Sonnenlicht zu schützen. Auch die 119.90-Euro-Kamera von Sony hat kein entspiegeltes Display und sie hat auch sonst nichts, was sie von der Pentax unterscheidet außer dem Namen, sagt der dritte Saturn-Verkäufer. Aber wenn ich die Pentax zurückgeben möchte, bitte! – Ich suche nach einer Entscheidung, der Verkäufer ist mir dabei nicht hilfreich. Ich sage: Unser Gespräch stagniert. Sie können mich jetzt gerne alleine lassen. Es war bestimmt nicht angenehm für Sie, mit mir zu reden. Er widerspricht mir nicht und verabschiedet sich. Ich habe kein Kriterium für eine Entscheidung außer meinem Markenidiotismus (siehe Frustriert). Ich werde mir die Typenbezeichnung der Sony-Kamera notieren, um im Internet Testberichte über sie zu lesen. Ich gehe zu einem Verkäufer, den ich noch nicht kenne, und bitte ihn um einen Stift und Papier. Er sagt, den Stift müssen Sie mir aber wieder zurückgeben. Ich antworte, dann kommen sie doch zur Sicherheit mit mir, und wenn Sie schon dabei sind, können Sie mir auch gleich Ihre Meinung sagen. Das wäre dann die vierte. – Oh, vier Meinungen sind zuviel, meint er. – Wer weiß, sage ich spielerisch, nicht weil ich es für möglich halte, dass er mir etwas anderes sagen wird als seine drei Kollegen. Ich: Die Sony hier oder die Pentax dort. Was meinen Sie? – Er: Die Sony hat das bessere Objektiv. Zeiss. – Zeiss. Carl Zeiss. Abschweifung: Die Kameras, die bei der ersten Mondlandung im Einsatz waren, die waren mit Linsen von Carl Zeiss ausgestattet, die eigens dafür entwickelt worden waren, bei dem schummrigen Licht auf der Rückseite des Mondes fernsehtaugliche Bilder hinzukriegen. Stanley Kubrick hat die gleichen Linsen später bei seinen legendären Candle Light Shots verwendet, um in Barry Lyndon die Beleuchtung in Interieurs des 18. Jahrhunderts nachzubilden. So etwas merke ich mir. Das werde ich der Firma Carl Zeiss nie vergessen. Zeiss-Optik gut. Das Sony für 119.90 Euro hat ein Zeiss-Objektiv. Außerdem sehe ich nun in den Daten der Kamera: Bildstabilisator: elektronisch. – Ich: Der Bildstabilisator der Pentax ist doch digital. – Richtig, sagt der Verkäufer. – Und? frage ich. – Digital heißt, da wird das Bild korrigiert, wenn möglich. Elektronisch heißt, das Verwackeln wird in der Kamera ausgeglichen. - Also da, wo das Verwackeln passiert, in der physischen Welt, da wird es auch ausgeglichen. Bevor das Bild verwackelt ist. – Richtig. – Ich bin ein Verwackler, weil ich so impulsiv bin. – Dann sollten Sie die Sony nehmen, denn der elektronische Bildstabilisator ist alleine schon die 20 Euro mehr wert. Sagt nicht er. Sage ich mir.
Montag, 22. August 2011
Verwackelt
It´s a Sony!
Zweiter Teil: Zu Hause beim Auspacken der Kamera bemerke ich, dass der Karton schon einmal geöffnet worden ist, der Akku sich bereits in der Kamera befindet, die Schutzfolie auf dem Display fehlt. Jemand hat diese Kamera gekauft und zurückgegeben, so wie ich heute Morgen die Pentax zurückgegeben habe. Ich möchte der Typ sein, der das ganz gelassen sieht und das geht dann auch in Ordnung, weil sich zeigen wird, dass die Kamera selbst in einem einwandfreien Zustand ist. Ich bin nicht dieser Typ. Ich rufe bei Saturn in der Tauentzienstraße an und werde verbunden mit der Fotoabteilung, mit Herrn Schulz. Seit ich bemerkt habe, dass schon jemand vor mir die Kamera hatte, geht mir unentwegt der Satz durch den Kopf: Idioten passieren idiotische Sachen. Aber ich ziehe das jetzt durch, sonst gibt es tagelang keine Ruhe. Es ist mir auch nicht peinlich Herrn Schulz gegenüber. Ich bin mir nur selbst peinlich. Und deshalb drücke ich mich so umständlich aus, dass Herr Schulz mich nach eineinhalb Sätzen unterbricht: Kommen Sie noch mal vorbei, dann kriegen Sie eine Originalverpackung. – Herr Schulz erlebt das offenbar nicht zum ersten Mal. Herr Schulz gibt mir das Gefühl, kein Idiot zu sein. Herr Schulz ist sowas von unkompliziert und verständnisvoll, dass ich ihm das gleich mehrmals sagen muss, nachdem er vor meinen Augen eine Originalverpackung geöffnet hat, um zu überprüfen, ob ihr Inhalt komplett ist. Als ich mich ein letztes Mal bei Herrn Schulz für seine Unkompliziertheit bedankt habe, sage ich, das werde ich weitererzählen. Das habe ich jetzt getan.