Sonntag, 28. August 2011

Gelacht

Das kann noch was werden! Da habe ich die Kamera noch gar nicht aus der Jackentasche geholt, da höre ich schon das erste entschiedene Nein. Das immer noch hübsche, interessante Gesicht soll nicht fotografiert werden. Weil es nicht mehr so jung ist, wie es vor 40, 50 Jahren einmal war? Vielleicht ein andermal, aber dann bitte nur von weitem! Heute jedenfalls nicht. Dabei wollte ich doch nur rumknipsen. Einfach drauflos; damit anfangen, meine ersten 1000 Fotos zu machen, um die Handhabung des kleinen Apparats zu automatisieren. Auf keinen Fall die Bilder hier zeigen. Aber so weit bin ich gar nicht gekommen, das zu erklären, da hatte sie schon Nein gesagt, die Brigitte Stamm, und als ich dann die Kamera in den Galerieraum  reingehalten habe, da hat sie sich weggeduckt und in die Ecke verzogen, weil sie mir nicht getraut hat. Gelacht darüber habe ich erst später, als Gülcan die gleichen Zicken gemacht hat, nur noch aufgescheuchter war sie hinter ihrer Ladentheke und hat sich die Hand vors Gesicht gehalten, bis sie gesehen hat am Einfahren des Objektivs, dass ich die Kamera abgeschaltet hatte. Mädchen! – Die Jungs haben so getan als wäre nichts und sich von ihrer besten Seite zu zeigen versucht (Oguzhan) oder es einfach nur über sich ergehen lassen (Tobias, Videoworld). Aber dafür sind sie auch nur die Jungs und zeigen kann ich die Bilder hier trotzdem nicht, weil ich nicht gefragt habe, ob sie damit einverstanden sind.

Schönschrift
Abends zu Uliane habe ich die Kamera erst gar nicht mitgenommen, weil ich mich konzentrieren wollte auf das Ereignis und die Bilder an den Wänden. Das Ereignis war dann, als alle Gäste in einer Runde saßen, Uliane einleitende Worte gesagt hat und damit ein Gespräch eröffnen wollte. Das schien erst nicht zu klappen. Bis es dann zu einer Kontroverse über das Reden über die Bilder kam. Im Mittelpunkt zwei Arbeiten von Ulianes Freundin Gudrun; ich weiß nicht, wie sie mit Nachnamen heißt, obwohl ich sie auch schon seit über zehn Jahren kenne, und digitale Reproduktionen der Bilder habe ich auch nicht. Zwei Tafeln bestehend jeweils aus vier Schals, wie Gudrun die langgezogenen Rechtecke nennt. Die Schals verschieden strukturiert. Von Mustern zu sprechen wäre nicht zutreffend. Anmutung von Schrift. Abstrakte Schrift. Reine Zeichenhaftigkeit. Losgelöst vom Bezeichnen. Gegenstandslose Kalligraphie. So noch nie gesehen wie auf diesen beiden Bildern. Das ihre Besonderheit. Das ihre Schönheit. Nix mit Wattenmeer und Meeresboden bei Ebbe, nur weil Gudrun von der Nordseeküste kommt und gesagt hat, wie wichtig für sie die Naturbetrachtung ist. Und da nach der Ebbe die Flut kommt und dann. wo zuvor Grau und Braun war, nun auf einmal Blau ist vom Wasser, hat der mit der Meeresboden-Assoziation dann allen Ernstes zu Gudrun gesagt, ihm fehlt das Blau in den Bildern. Dann aber! Kontroverse. Dafür Dank an den Mann mit der Meeresboden-Assoziation. Ohne die hätten wir ihm nicht widersprechen können. Gutes Gespräch. Guter Abend. Dank an auch an Uliane und an Gudrun. Von der hier bestimmt mal mehr. Dann mit Abbildungen und Nachnamen.

Hirsch
Das nächste Nein fange ich mir ein vom schönen Mann auf der Carl-Zuckmayer-Brücke. Heute steht er alleine an seinem Stammplatz an der Brüstung mit dem Rücken zum Goldenen Hirsch. Und da ausnahmsweise mal seine Kumpanen nicht da sind, bräuchte er sich eigentlich nicht so zu zieren vor mir. Aber er hat ein Prinzip: außer für Passfotos lässt er sich nicht fotografieren. Den beiden japanischen Touristinnen neulich hat er das auch schon gesagt. Und da kann ich ihm noch so oft schöner Mann sagen und dass er eine Sehenswürdigkeit ist und: ich habe hässliche Falten. deine Falten hingegen sind dezent und symmetrisch - nichts geht: wenn ich fotografieren will, kann ich das mit dem Hirsch machen, jedoch mit ihm nicht, heute nicht und auch nicht beim nächsten Mal. Deswegen viel gelacht mit dem schönen Mann auf der Carl-Zuckmayer-Brücke. Wenigstens das. Alleine hätte ich es heute nicht geschafft zu lachen.