Samstag, 27. August 2011

Lehrerin


Torsten Holtz: Uliane
Öl auf Leinwand  195 X 95 cm  2006

Mehr empfunden als gesehen? Der Schüler porträtiert seine strenge Lehrerin. - 95 Prozent von Ulianes Schülern schaffen die Aufnahmeprüfung an der Kunstakademie. Was macht sie als Lehrerin so erfolgreich?  Das Bild von Torsten Holtz zeigt es uns: Mit Nettigkeit erreicht man gar nichts. In der Kunst nicht, in der Lehre nicht. Und im Leben? Ist Uliane von einer solchen Freundlichkeit, dass es kaum vorstellbar scheint, dass sie so sein kann wie auf dem Gemälde. Doch ihr Schüler muss es wissen. Gesehen oder empfunden, so ist sie. Auch.


"Indisches Fest"   Künstlerehepaar Borchert   1908 

Aus dem Familienalbum: Uliane Borcherts Großeltern väterlicherseits waren beide Maler und haben beide auch gelehrt. Bernhard Christian Carl Borchert (geb. 1862 in Riga) war Kunstprofessor an der Kunsthochschule in Riga, später an der Kunstakademie in Moskau. Eva-Margarete Borchert (geb. 1878 in Riga) leitete mehrere Jahre die Porträtklasse an der Rigaer Kunsthochschule. Maler und Kunstprofessor (in Berlin) war auch der zweitgeborene Sohn des Paares: Bernhard Wilhelm Borchert (geb. 1910 in Riga), der Vater Ulianes. Ihre Großmutter hat sie verehrt und geliebt. Ihren Großvater hat sie nicht mehr kennengelernt; er ist 1945 in den Kriegswirren verschollen. Da hatte sich die Großmutter schon längst von ihm getrennt. 15 Jahre älter war er als sie und ihr irgendwann dann zu alt. Auch nicht nett. Aber – siehe oben – mit Nettigkeit erreicht man gar nichts: in der Kunst nicht, in der Lehre nicht – und im Leben ... ?

Website: Borchert. Vier Generationen der deutsch-baltischen Künstlerfamilie.
Bild: © Torsten Holtz
Foto: © Uliane Borchert