Text über die überraschende Wende im Fall Strauss-Kahn gelöscht. Siehe Das innere Biest.
Freitag, 1. Juli 2011
Bauch
Vor dem Oxfam-Laden in der Hauptstraße geht eine Frau an mir vorbei, die aussieht wie die Frau, der ich am Dienstag mehrmals – unauffällig, was natürlich nicht geht – auf ihren Bauch geschaut habe und mir gedacht dabei: nein, so dick ist die nicht, die ist schwanger. Auf der Biest-zu-Biest-Facebook-Seite habe ich dann am nächsten Tag ein Rate-rate-wer-ist-das?-Spiel damit gespielt. Und jetzt denke ich, die Frau, die eben an mir vorbeigegangen ist, die sieht nicht nur so aus, das war die Frau, von der ich angenommen habe, dass sie schwanger ist. Und dafür, dass sie so fremd geradeaus geguckt hat, gibt es nur zwei mögliche Erklärungen: Entweder sie war sowas von woanders, dass sie niemanden gesehen hat, also auch nicht mich, weil sie nämlich morgen in den Urlaub fliegt und vorher noch an tausend Sachen denken muss. Oder sie hat mein indiskretes Rätsel auf Facebook gelesen und ist gar nicht schwanger, und deshalb jetzt beleidigt, weil ich sie so vorgeführt habe mit ihrem Bauch. Was aber nicht stimmt, ich habe tatsächlich geglaubt, dass sie schwanger ist, und konnte mich gerade noch zurückhalten, sie darauf anzusprechen vorgestern. Hätte ich es mal gemacht, dann wäre es nicht zu dem Missverständnis gekommen, wenn es denn eines war. Dann hätte es den peinlichen Moment sofort gegeben. Dann hätten wir zusammen lachen können über die Peinlichkeit. Es wäre ihr auf eine peinliche freundliche Art beigebogen worden, was für einen dicken Bauch sie hat, und nicht erst, als sie mein indiskretes Rätsel auf Facebook gelesen hat. So nun aber vergehen Wochen (des Urlaubs und der Ungewissheit) und ihr Groll gegen mich verfestigt sich vielleicht dermaßen, dass es das dann war mit der Sympathiebeziehung zwischen ihr und mir. Da wäre es natürlich besser, wenn sie schwanger ist und so in Gedanken war, dass sie mich nicht wahrgenommen hat. Aber am besten wäre es gewesen, ich hätte mich umgedreht und wäre ihr hinterher gegangen und hätte gesagt: Hey, ich hätte dich beinahe übersehen. Und dabei hätte ich - unauffällig, obwohl das nicht geht - auf ihren Bauch schauen können und wüsste jetzt, was los ist. Aber so bin ich nicht, so geistesgegenwärtig, weil ich erst mal mir meine viel zu vielen Gedanken machen muss, und bis ich damit fertig bin, ist es zu spät.
Text über die überraschende Wende im Fall Strauss-Kahn gelöscht. Siehe Das innere Biest.
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