Peter L. Aus der Fotoserie: Nackte Wände in Kreuzberg |
Samstag, 2. Juli 2011
Kritik
Der Samstag will, dass ich ihn zum schreibfreien Tag mache. Jetzt schon das dritte Mal hintereinander, dass ich samstags in Schwierigkeiten gerate und am Abend dasitze mit nichts in der Hand. Das Biest will nicht, dass ich über die Projektarbeit von Karina Pośpiech schreibe. Der Text von heute, schon der zweite Versuch, gefällt mir wieder nicht. Peter will, dass ich endlich mal wieder über ihn schreibe. Aus dem Krankenhaus zurück und nach einem Gespräch, das ich wegen Ungeduld abgebrochen habe, schickt er mir gestern Abend eine Mail, in der er unsere Verabredung für heute absagt: Morgen wirds nix mit uns. Gerade eben hat mich eine Künstlerin zum Mittagessen eingeladen, um über meine Wände "Kunst" zu reden. Und wenn sie dann noch hübsch ist und Spanierin, kann man schlecht nein sagen. Und du läufst ja nicht weg, aber die, vielleicht. - Erst glaube ich, was er schreibt, und frage mich, wie die spanische Künstlerin plötzlich in sein Leben kommt. Später wird mir klar, dass er sich die Künstlerin und das Mittagessen ausgedacht hat. Heute komme ich darauf, warum er sich das ausgedacht hat. Es ist seine Kritik daran, dass ich in der vergangenen Woche zweimal über eine Künstlerin und ein Mal über eine junge Frau geschrieben habe, die in der Sonne stand, und schon lange nicht mehr über ihn. Wände-"Kunst", damit meint er sein Foto-Projekt Nackte Wände in Kreuzberg, und dass er "Kunst" in Anführungszeichen setzt, damit will er sagen, dass er diese Fotos nie als Kunst bezeichnen würde, weil er viel zu bescheiden und abgeklärt ist - zuzugeben, dass er sie für Kunst hält. Mittagessen ist auch klar; damit spielt er an auf das Mittagessen bei der Galeristin, das ich nicht essen wollte, weil ich kein Mittagesser, sondern ein Abendesser bin. Nur wie er auf Spanierin kommt, weiß ich nicht. Weil er so gerne spanisch essen geht? Oder weil in Spanien so oft schönes Wetter ist und die jungen Frauen dort ständig in der Sonne stehen? - Ach, Peter!
Bild: © Peter L.