Dienstag, 17. August 2010

Wasserpflanze

Die Illusion ist ausgezogen. Eine ägyptische Wasserpflanze ist eingezogen. Was ich vormittags treibe beim Plotten für die TV-Produzentin, darüber besser mal nichts.  Die Verabredung mit dem Peter L. ist verschoben, so dass ich das mit dem Lügen nicht weiter verfolgen konnte, wie ich es im Gespräch mit ihm vorhatte. Zur Tess weiß ich nichts Neues. Nur, dass die Besessenheit mit einem Mal weg ist, und dass ich sie trotzdem immer noch kennenlernen will und das Gefühl habe, dass das auch passieren wird.  Die beste Freundin hat prompt, wie es eigentlich auch ihre Art ist, reagiert, nachdem ich ihr heute Früh den Post  von gestern gemailt habe. Ihre Antwort:  Es ist nicht was Du denkst, nicht was Du hier beschreibst - ich habe es einfach noch nicht gelesen!!! S. –  Am Nachmittag noch eine Mail von S.: Habe angefangen - Mai gelesen - noch mag ich die Passagen ohne Tess lieber. Auch sprachlich - vor allem sprachlich. Melde mich. S.  - Ihr gefällt mein Dramastil nicht. Da wird sie beim Weiterlesen – Juni, Juli – immer weniger Freude haben und erst im August sich wieder wohler fühlen, wenn sich meine Sprache mit zunehmender Resignation beruhigt. Heute so beruhigt, dass ich mich schon frage, was habe ich hier eigentlich noch zu tun?  - Geh du mal wieder dir deine Dramen selber ausdenken, wenn du welche erleben willst!  Und das findet vormittags statt, wenn die Einfälle kommen, die zwei, drei pro Tag, manchmal auch nur einer,  und ausgearbeitet werden, bis gerade mal so viel übrig bleibt, um am nächsten Tag weiter machen zu können.  Dramaregel Nr. 1: Jemand muss unbedingt etwas wollen – und wenn es nur ein Schluck Wasser ist, hat ein Plot-Professor mal lakonisch angemerkt. Dramaregel Nr. 2: Eine andere Person muss sich dem mit aller Macht entgegenstellen. Friss Sand! Mein Wasser kriegst Du jedenfalls nicht! Das hat der Plot-Professor nicht gesagt.  – Was will ich unbedingt? – Auf keinen Fall noch so einen Tag wie heute erleben. – Positiv formuliert? Wieder Dramastil schreiben können. –  Und die Wasserpflanze? Die habe ich schon seit Jahren gegossen; immer dann, wenn der Nachbar verreist war. Jeden Tag muss die gegossen werden. Zwei, bis drei Liter Wasser braucht die täglich. Diese Lebendigkeit, wie die das Wasser wegsäuft, das hat mir immer so gut gefallen an der Pflanze. Deshalb habe ich sie so gerne gegossen und deshalb hat der Nachbar sie mir jetzt überlassen bei seinem Auszug.  Probehalber. Weil der Wohnungsstil hier ist minimal und karg und jetzt steht da auf einmal dieser 1 Meter 50 hohe und fast genau so weit sich breit machende Busch in der Ecke, halbrechts vor meinem Arbeitstisch, und ich weiß nicht, ob mir das passt. Die Pflanze hingegen hat sich innerhalb weniger Stunden an ihren neuen Standort angepasst und ihre Stengel mit den Blätterfächern an den Spitzen Richtung Lichteinfall ausgerichtet.  Als ich das bemerkt habe, da habe ich mir gedacht, dann soll sie hier bleiben. Aber wird sie den Qualm vertragen?  Denn abends rauche ich in diesem Zimmer. Und eigentlich hatte ich mir das für die Tess vorbehalten, hier nicht mehr zu rauchen, wenn sie irgendwann mal hier sein sollte. Wird es am Ende so ausgehen, dass ich wegen der Wasserpflanze hier abends nicht mehr rauche, und heißt das ... ? - Nein, nein, nein. Ich höre jetzt auf.