Samstag, 28. August 2010

Visitenkarte

Die Geschäftsanbahnung mit der TV-Produzentin ist auch ein Experiment mit dem Blog. Der Kontakt mit ihr kam zustande über einen gemeinsamen Bekannten. Er hat ihr von mir erzählt. Sie hatte schon mal gehört von mir, wollte mich kennenlernen.  Ich habe dem Freund gesagt, gib ihr meine Kommunikationsdaten und dazu die Adresse meines Blogs. Der ist ab jetzt meine Visitenkarte. Da kann sie sehen, wie ich schreibe und wie ich drauf bin, wo ich stehe im Geschäft (zur Zeit draußen), wo ich hin will und was mich alles nicht interessiert. Als wir uns trafen, hat sie mich nicht auf das Blog angesprochen. Einziger Hinweis, dass sie es gelesen haben könnte. als sie erwähnte, dass sie gerade eine Zeit hinter sich hat, in der sie eine persönliche Krise mit der Branche (TV-Industrie) hatte. Wie ich auch, obwohl ich dann doch gerne wieder arbeiten möchte fürs Fernsehen, weil das immer noch die erste Wahl ist in Deutschland, wenn man Filme schreiben will, die auch bald mal realisiert werden, und weil man in der TV-Branche immer wieder Leute trifft, die einem was Neues erzählen und mit denen man wohin kommen kann, wo man noch nicht war, schreiberisch. Die Produzentin stand für mich nach dem ersten Gespräch im Verdacht, so jemand zu sein. Ich habe ihr gesagt, dass ich am besten bin, wenn man mir ein Thema vorgibt, auf das ich selbst nie gekommen wäre. Als Beispiel dafür habe ich ihr ein Briefing genannt, das ich einmal von Kerstin Wiedé von SAT1 bekommen habe: Schreibe einen Film im Stil der britischen Sozialkomödien der 90er Jahre, in dem eine Frau arbeitslos wird und daraufhin “etwas politisch Unkorrektes” tut.  Daraus wurde das TV-Movie Liebe auf Kredit. - Die Produzentin und ich verblieben so, dass sie sich was überlegen will und ich auch, und wir uns eine Woche später wieder treffen. Nach einer Woche habe ich mich gemeldet. Sie hat geanwortet, sie ist noch nicht so weit; sie braucht noch eine weitere Woche wegen was Unternehmenstechnischem, das sie gerade laufen hat. Woche vorbei. Gestern habe ich sie angerufen. Anrufbeantworter. Ich würde mich freuen, wenn sie zurück ruft, weil ich würde dann gerne auch mal wissen, woran ich bin. – Noch keine Reaktion. Kann alles heißen. Was mir mein Gefühl sagt, lasse ich mal weg. – In der Zwischenzeit konnte sie im Blog lesen, wenn sie gelesen hat, was ich mir überlegt habe für sie. Und sie hat mitgekriegt, dass ich über das Treffen mit ihr geschrieben habe. Dabei sie anonymisiert. Inhalt ihres Briefings nur angedeutet. Gefiltert also. Aber immerhin, Stillschweigen ist das nicht. Das kann ihr schon missfallen haben. Und dass ich damit angefangen habe, meine Plotentwicklung ins Schaufenster zu stellen, das könnte ihr auch nicht recht sein. Nun kann ich die Plotentwicklung auch wieder aus dem Schaufenster rausnehmen, wenn sie sagt, die will ich haben, aber zu den und den Bedingungen und eine ist: raus aus dem Schaufenster.  Oder sie kann sagen: Das nicht, aber anderes und das dann bitte nicht ins Schaufenster stellen. Kann alles sein.  Wenn wir im Gespräch bleiben. – Bleiben wir nicht im Gespräch, bin ich mal gespannt, was der Grund dafür ist und ob sie ihn mir sagen wird oder ob sie jetzt einfach nur nicht mehr erreichbar ist für mich. Nächste Frage ist dann: Wie gehe ich damit  hier im Blog um, wenn es nicht weiter gehen sollte, wenn es vielleicht sogar deshalb nicht weitergehen sollte, weil ihr das nicht gefällt, dass ich mich hier über unsere “Angelegenheiten” geäußert habe? - Filtern werde ich es auf jeden Fall. Persönliche Eindrücke werde ich bestimmt nicht preisgeben oder wenn, dann nur so das sie nicht zuzuordnen sind. Ich will ja auch noch mit anderen Leuten Geschäfte machen. Und die müssen zwar hinnehmen, dass ich aus meinem Anteil an den Geschäften hier kein Geheimnis mache, weil ich hier nun mal mein Leben veröffentliche und die Geschäfte ein Teil meines Lebens sind, wenn auch leider nur ein sehr, sehr kleiner. Aber sie können sicher sein, dass ich mit ihrem Anteil diskret umgehe. - Das noch: Schade ich mir nicht damit, wenn ich Geschäftspartnern so viel Persönliches preisgebe, wie ich das hier im Blog tue? – Antwort so entschieden, dass es mich gerade selbst wundert: Ich würde mir damit schaden, mit Leuten Geschäfte zu machen, bei denen ich das nicht tun kann.