Montag, 23. August 2010

Schaufenster

Das Sony macht wieder solche Zicken, dass ich gleich zum Rumpelstilzchen werde. Ich wechsle zum Samsung und während ich das tue, beschließe ich auch gleich noch, das mit Jakob der Lügner sein zu lassen. Zufällig gefundener Text von letztem Jahr – Inhaltsangabe der Jakob-Geschichte aus Moses 1; passend zum Thema Lügen, Beitrag auch zum Thema: Muster in einem Leben. Aber: Autor von Moses 1 bis 5 ist Gott (nach einer Überzeugung, mit der ich sympathisiere aus Gründen, die keine religiösen sind), und wenn du nicht gerade Bob Dylan (*) bist, dann lasse die Finger von Moses 1 bis 5. Außerdem ist der Jakob-der-Lügner-Text nicht vom Tag und passt deshalb auch gar nicht hierher. – Vom Tag heute ist: Dass ich keine Idee hatte, als ich heute die Datei öffnete, in der ich an einem Plot rumbaue, – dass es dann aber schon nach zwei Sätzen, die ich zum Reinkommen geschrieben habe, so was von losging, dass ich nur noch gestaunt habe. Thema war: Mal sehen, was passiert im zweiten Akt, im Hauptteil der Geschichte. Was für eine Geschichte? Wieder eine Familiengeschichte. Fast alle meine Geschichten sind - egal, worum es sonst noch geht - Familiengeschichten. Was daran liegt, dass ich selbst nur die kleine Familie habe, aus der ich komme, also keine eigene Familie gegründet habe. Sagt man das eigentlich noch: eine Familie gründen? – Gemeint ist, dass ich keine Kinder habe und kein Leben mit Kindern. Also male ich mir Leben mit Kindern aus, indem ich Kinder in meine Geschichten reinschreibe. Die kriege ich meist sehr lebendig hin. Was mit dem lebhaften Kindanteil in meiner Persönlichkeit zu tun hat (siehe Post von gestern). In dem Plot, an dem ich zur Zeit rumbaue, gibt es gleich eine ganze Kinderschar. Vier oder fünf Kinder. Ein gemeinsamer Vater, verschiedene Mütter, und die Kinder leben beim Vater. Heute habe ich mir mal die Kinder vorgestellt. Zwischen 7 und 17, drei Mädchen, zwei Jungs. Namen haben sie auch schon und von jedem der Kinder weiß ich seit heute Vormittag, wie sie sich zur Hauptperson verhalten. Die Hauptperson ist nicht der Vater, sondern das ist eine junge Frau, die im Augenblick noch Deborah heißt, und die kommt aus Kanada. Das hat allerdings nichts mit der Tess zu tun, obwohl nicht auszuschließen ist, dass sie auch aus Kanada kommt und nicht aus USA, denn gesichert ist nur, dass sie Nordamerikanerin ist. Dass Deborah aus Kanada kommt, das hat zu tun mit dem Briefing der TV-Produzentin, der ich diese Geschichte anbieten werde - wenn sie sich wieder meldet und wenn wir noch mal über Geld gesprochen haben. Sollten wir nicht ins Geschäft kommen miteinander, weil sie mein Plotansatz vielleicht auch gar nicht interessiert, werde ich ihn trotzdem weiter verfolgen. Weil sich inzwischen nämlich herausgestellt hat, dass Deborah die junge Frau ist, mit der ich das Cinderella 0-Erlebnis auf dem Friedhof in Kreuzberg hatte. Als nächstes hat sich dann gezeigt, dass die Geschichte mit eben diesem Friedhof-Erlebnis, also einer Beerdigung anfangen wird, bei der eine junge Frau und ein älterer Mann so auf einander aufmerksam werden, dass sie sich gar nicht mehr auf den traurigen Anlass konzentrieren können, was die junge Frau nicht weiter zu stören scheint, den älteren Mann aber völlig durcheinander bringt. Womit ich nun endlich einen Weg gefunden habe, die Cinderella 0-Geschichte zu erzählen - als das, was sie ist: eine Komödie. In der Wirklichkeit nur eine Bewusstseinskomödie, denn weitere Fakten haben sich nach der Beerdigung nicht mehr ergeben. Nun aber in der Fiktion mit Deborah und Carl, dem Vater der zahlreichen Kinder, geht es nach der Beerdigung erst richtig los. Wenn das alles klappt, wird das ab jetzt "mehr oder weniger" mein Leben sein, diesen Plot auszuspinnen. Deshalb überlege ich mir, ob ich mal ein Experiment machen  und das Plotten hier oder in Das alte Biest bloggen soll. Das eben war der erste Versuch. Ob ich ihn fortsetze, hängt auch davon ab, ob sich die TV-Produzentin meldet, ob sie die Geschichte haben will und wenn ja, was sie zu dem Experiment meint. Angst vor Ideenklau habe ich jedenfalls nicht, wenn ich hier meine Plotentwicklung sozusagen ins Schaufenster stelle. Denn so schwer verkaufbar meine Geschichten sind, so schwer klaubar sind sie auch.
(*) Oh God said to Abraham, “Kill me a son” / Abe says, “Man, you must be puttin’ me on” / God say, “No.” Abe say, “What?” /  God say, “You can do what you want Abe, but / The next time you see me comin’ you better run” / Well Abe says, “Where do you want this killin’ done?” / God says, “Out on Highway 61”