Montag, 9. August 2010
Frühstück
Frühstücks-Müsli von Seitenbacher. Pfirsich (klein geschnitten) aus dem türkischen Supermarkt in der Hauptstraße. Frische Vollmilch (Milsani) von Aldi, Tee, Darjeeling Second Flush, gesüßt mit Honig. Laptop von Samsung. Zeitung: Was früher einmal die FAZ von vorn bis hinten war, beginnt jetzt bei SPIEGELONLINE. Da es noch deutlich vor 7 Uhr ist, kenne ich die meisten Artikel, wie zum Beispiel den über den Rauch in den Straßen Moskaus, schon von gestern Abend. Neu und interessant für mich ist nur: Am Set mit Lars von Trier - Shitty in Trollywood. - Trollywood? - Die Dreharbeiten zu Lars von Triers neuem Film Melancholia finden statt in einem Ort namens Trollhättan, achtzig Kilometer von Göteborg entfernt. Ein Ort, dessen Name klingt, als wäre er von putzigen Fabelwesen bevölkert, die dort wichtigem Business nachgehen; ein Manhattan für Trolle eben. Heiterkeit am Frühstückstisch. Die SPON-Reporterin erzählt von der Pressekonferenz, die Lars von Trier mit seinen Schauspielern gibt. Er wird gefragt, worum es in seinem Film geht. "Es ist eine Geschichte um zwei Schwestern und einen Planeten", antwortet er knapp. "Aber ich drehe ja Filme, weil man in diesem Medium die Geschichten am besten erzählen kann. Darum versuche ich so wenig wie möglich zu sagen." Ein Kollege gibt zu bedenken, dass man extra aus Deutschland angereist sei, um etwas zu erfahren. Der Regisseur wischt den Einwand beiseite. "Das letzte Mal bin ich nach Deutschland gereist, um diesen verdammten Film zu drehen." Mehr Heiterkeit am Frühstückstisch. Der verdammte Film ist Antichrist - Charlotte Gainsbourg, Willem Dafoe und ein Fuchs, der sprechen kann und den Satz sagt: Chaos reigns. Eine Katastrophe für Bedeutungssucher. Weh dem, der Symbole sieht! - Weiter Pressekonferenz. Mit blöder Frage. Wie sein nächster Film denn aussehen wird, will einer wissen. Lars von Trier: "Scheiße. Ich hoffe zumindest, dass er etwas beschissener aussieht als der, den ich zuvor gemacht habe." "Shittier" sagt er im Original. Ein großer Erklärer seiner Filme war der Däne nie. - Ausgelassenes Gelächter am Frühstückstisch. Nicht wegen der Antwort Lars von Triers, sondern wegen dem lakonischen Nachsatz. Aus Trollhättan berichtet Mariam Schaghaghi. Für mehr Eindrücke vom Set bitte ihren Artikel lesen und dann unbedingt die Fotos angucken: Kirsten Dunst, Charlotte Gainsbourg, Charlotte Rampling, Kiefer Sutherland, und Udo Kier ist auch mal wieder dabei. – Meine Redensart “kleiner parfümierter Brief”, mit der ich immer so ein Geziere um meinen Liebesbrief an die Tess mache (Warum? Wir werden es bald sehen), diese Redensart kommt übrigens von Lars von Trier. In einem Interview zu Dancer in the Dark (2000), hat er erzählt, dass er eines Tages einen kleinen parfümierten Brief von Catherine Deneuve bekommen hat. In dem stand, dass sie in einigen Filmen mitgewirkt hat und dass sie eine große Verehrerin seiner Arbeit ist und sehr gerne in einem seiner nächsten Filme mitspielen würde. Darauf hat er sie engagiert für die Rolle der Kollegin von Björk in der Fabrik, in der Björk in dem Film arbeitet, an einer Stanzmaschine. Das Zitat von gestern mit Anfang, Mitte und Ende einer Geschichte, aber nicht zwingend in dieser Reihenfolge, das ist nicht von Lars von Trier. Das ist von Jean-Luc Godard. Womit diese noch offene Frage auch beantwortet ist. Alle noch offenen Fragen werden beantwortet werden. Als nächstes die Frage, welche Website ich morgens als erste aufrufe, noch bevor ich SPON anklicke. Peinliche, sehr peinliche Enthüllung! Und irgendwann fällt mir bestimmt auch noch mal ein Dreh ein, um über mein Abendessen zu schreiben.