Aufs nahegelegene Polizeirevier gehen. Einbruch-Dezernat. Mit den Experten dort besprechen, was man machen kann, wenn der Hauseigentümer nichts unternimmt gegen eine Tag und Nacht unverschlossene Haustür, und das schon die ganze Woche nicht. - Ich meine, Herr Kroll, wir leben doch nicht auf einer Insel der Seligen. – Herr Kroll rutscht auf dem Stuhl hin und her. Doch statt sich zu kratzen, greift er in die Haribo-Tüte auf seinem Schreibtisch und bevor er sich eine Handvoll Goldbären in den Mund schiebt, fragt er mich, ob ich einen Diebstahl melden möchte. – Zum Glück nicht, sage ich. Noch nicht. Aber wer weiß, vielleicht in diesem Moment, in dem ich hier sitze, brechen sie meine Wohnungstür auf, weil kann ja jeder gerade so rein in das Haus, steht ja Tag und Nacht die Haustür offen. Die Penner, ich meine die Obdachlosen, übernachten da schon in unserem Treppenhaus. Klar, kann ich verstehen bei dem scheußlichen Regenwetter, aber wäre Ihnen das recht, wenn bei Ihnen im Haus ... – Es ist also nicht bei Ihnen eingebrochen worden? – Nein, ich möchte nur, dass falls – falls bei mir eingebrochen wird, dass das amtlich ist, dass Sie als Polizei, dass Sie wissen, dass die verdammte Haustür offen gestanden hat. Die Hausverwaltung, der Eigentümer, in unserem Fall in Personalunion, der Hauseigentümer ist auch der Hausverwalter, ich meine, die lachen doch nicht mal, wenn ich ankomme und sage, das und das und das ist mir geklaut worden und ihr seid für den Schaden verantwortlich, weil ihr nicht die Haustür gesichert habt, also dafür gesorgt habt, dass die verschlossen ist. – Wieder rutscht Herr Kroll auf dem Stuhl hin und her und schaut mich dabei an mit dem gequälten Blick eines nikotinentwöhnten Hämorrhoiden-Patienten … . Ende. Ich lasse den Rest des Textes weg, in dem es noch eine ganze Weile munter so weiter geht mit meiner Gesprächigkeit und damit, dass Herr Kroll sich gerne kratzen würde, sich diese Erleichterung aber erst dann verschaffen will, wenn ich das Zimmer verlassen habe. - Was ist passiert? Ich habe mich geärgert über die Hausverwaltung und mir die im Gespräch mit Kroll genannten Gedanken gemacht. Im Text, den ich darüber geschrieben habe, gab es auch die Idee, dass ich zur Polizei gehen könnte, um mit ihr den Fall zu besprechen. Einfach auch, um nicht alleine zu sein mit meinen Sorgen. Das hatte ich mir für Samstag oder Montag vorgenommen und habe mich schon darauf gefreut. Nachdem ich den Text zu Ende geschrieben hatte, Titel Klage, weil es noch anderes zu beklagen gab, bin ich einkaufen gegangen, und als ich zurück kam (gegen 18 Uhr 20), war die Haustür plötzlich wieder verschlossen. Irgendwer, vermutlich ein von der Hausverwaltung geschickter Handwerker, hatte sie repariert. Na, endlich! Doch meinen Text konnte ich nun vergessen und meinen Auftritt auf dem nahen Polizeirevier auch. Da ich mich damit nicht abfinden wollte und mir das auch als die beste Art erschien, um darzustellen, was ich mir "immer so" für Gedanken mache, habe ich mir dann meinen Auftritt auf dem Polizeirevier ausgemalt – und plötzlich saß mir der Herr Kroll gegenüber. Herr Kroll ist eine Kultfigur von mir, die immer dann auftaucht, wenn in meiner Phantasie die Polizei kommt. Das Erscheinen von Herrn Kroll hat mich so entzückt, dass ich gar nicht gleich gemerkt habe: a) dass Fiktion hier nicht rein passt und b) wenn schon, dann bitte so, dass es auch los geht, wozu mir aber die Kraft fehlte, weil es schon mein zweiter Textanlauf war und c) dann bitte nicht so selbstbezogen, dass es nur die paar Leute verstehen können, die wissen, wer Herr Kroll ist. Damit gut und morgen dann wieder alles ganz real und echt.