Sonntag, 22. August 2010

Fotos

Weiß auch nicht, was sie noch will. Hör auf, Dir den Kopf zu zerbrechen, Kind! Geh spielen! Geh! Spiel! – Mit dem Peter. Im Gartenlokal. Peter L. Gartenlokal in der Nähe der Blücherstraße. Fotos machen von mir. Damit ich hier endlich mal eines reinstellen kann. Ein besseres als das Foto auf meiner Facebook-Seite. Aber nicht zu schön, Peter, nicht zu viel Photoshop. - Der Peter ist die Kamera nicht gewohnt. Kamera von seinem Sohn, dem er seine gegeben hat für den Urlaub in Spanien. Bleib mal so! – So? – Ja. - Der Denker von Rodin. Meinst Du, das ist es? – Nur mal ausprobieren. Du bist nicht leicht zu fotografieren. – Das auch noch. Über Lügen wollte ich mit Peter reden. Er hat mich überhaupt auf das Thema gebracht, als er neulich so nachdrücklich sagte: Ich lüge nicht! – Jetzt merke ich, da gibt es im Moment nichts zu besprechen, das verfolge ich besser erst mal alleine (Fortsetzung folgt: Jakob der Lügner). – Lass uns lieber über das innere Kind reden. – Inneres Kind? – Das Kind in dir. Es darf nicht vernachlässigt, soll zugelassen, auf jeden Fall gehört werden. Oder es soll endlich erwachsen werden. Oder es ist einfach nur so eine Idee. Pop-Psychologie. – Aha. Peter L. ist Sozialarbeiter. 30 Jahre lang HIV-positive Obdachlose, die gerade einen Heroin-Entzug hinter sich haben und jetzt eine Wohnung brauchen und Arbeit oder Stütze. So was wie inneres Kind kommt da nicht vor. Da herrscht eine andere Psychologie. Das verstehe ich und höre auf, bevor ich mich lächerlich mache. An anderen Themen mit dem Peter sowieso kein Mangel. Gedankenflucht zu zweit. Die Gedanken fliegen lassen. Wir können das. Auch schon seit mehr als 30 Jahren. Am Ende über Marilyn Monroe. Unterbrochen vom sehr liebenswürdigen Kellner, als wir zahlen und uns einen Spaß daraus machen, mit ihm zu flirten. Wir erfahren, Kellner ist 26 Jahre alt und macht ab kommendem Mittwoch das Abitur nach. Wenn es uns Ernst gewesen wäre, hätten wir auch noch seine Telefonnummer gekriegt und uns hinterher gestritten, wer von ihr Gebrauch machen darf, malen wir uns feixend aus. Mit der Kollegin des Kellners, der afrikanischen Schönheit mit dem harten Berliner Tonfall. würden wir uns keinen Spaß erlauben. Der gucken wir nur immer wieder beeindruckt hinterher, aber letzten Endes genau so intentionlos wie wir mit dem Kellner flirten. - Marilyn Monroe. Die Erzählung von Truman Capote, A Beautiful Child. Und die auch nicht mehr neue Erkenntnis, dass ganz schön viel Geschick und Intelligenz dazu gehört, um als blondes Dummchen weltberühmt zu werden. Dumm waren die, die sie für dumm hielten. Wie sie wirklich war, wie sie wirklich gewesen sein könnte – es gibt ein Foto, da kann man es ahnen. Man muss es nur lange genug anschauen. Aufgenommen in der Bibliothek des Weißen Hauses kurz nach der Szene, in der sie für John F. Kennedy "Happy Birthday, Mr. President" gesungen hat. Peter kennt das Foto nicht. Hier ist es für alle: Der Moment nach "Happy Birthday, Mr. President" . – Und wenn es kein inneres Kind gibt, warum liegt es mir dann dauernd in den Ohren? Warum bringt es mich dann ständig in Schwierigkeiten mit seiner tapsigen Zutraulichkeit? Warum schreibt es dann an fremde adlige Frauen? Warum dann diese Dramen wie am vergangenem Freitag wieder? Warum dann diese Anwandlungen von Drolligkeit und hinterher der Zorn?