Dienstag, 10. August 2010

Peinlichkeit

Schreiben ist gerade nicht das, was ich brauche. Es geht also so weiter. Schon seit Stunden drücke ich mich um mein Versprechen von gestern.  Gemacht, weil es gerade so gut gepasst hat in den Text von gestern, und weil das Thema passt zum heutigen Tag. – Die letzten zwei Abhängigkeiten, von denen ich loskommen will. Zwei Peinlichkeiten in meinem Leben. Die eine ist bekannt:  Ich rauche immer noch; leidenschaftlich gerne; keine Ahnung, wie das mal aufhören soll. Die andere: Die Website, die ich morgens als erste anklicke, nachdem ich mein Laptop eingeschaltet habe.  Jeden Tag. Manchmal, wenn es noch sehr früh ist und somit klar, dass auf den Presse-Websites noch gar nichts Neues stehen kann (es sei denn, Michael Jackson ist gestorben oder noch Schlimmeres ist passiert), schalte ich das Laptop nur ein, um auf diese Website zu gehen. Nein, es geht nicht um irgendeine Special-Interest-Pornographie-Website - irgendwas mit Ponys oder Kartäuser-Katzen: wobei mein Ding dann das mit den Katzen wäre. Handelte es sich um so etwas, ich würde mich jetzt sofort dazu bekennen und es wahrscheinlich sogar genießen, die sordid details meiner Passion zu enthüllen. Auch auf die Gefahr hin, dass der Host Blogger darauf meinen Blog auf Erwachseneninhalte stellt und fortan eine entsprechende Warnung erscheint, wenn man ihn anklickt, sodass man erst erklären muss, dass man volljährig ist, bevor man rein darf. Obwohl das mit den Kartäuser-Katzen, wie alle meine Leser wissen, der einzige Erwachseneninhalt in meinem Leben wäre, und nachdem das einmal raus ist, nie wieder dergleichen vorkommen würde auf diesen Seiten. Ende Abschweifung. Peinlichkeit. Ich kann mich einfach nicht überwinden zu der Enthüllung. Weil ich merke, dass es auch nicht besser wird, wenn ich. wie ich es vorhatte, erzähle, durch welche erstaunlichen Umstände ich dazu gekommen bin. Und wenn ich darlege, dass es verschiedene Arten gibt, sich mit diesem Sujet zu befassen, darunter auch  intelligentere, kultiviertere; und selbstverständlich bewege ich mich auf der kultivierten Seite. Klägliche Rechtfertigungen. Vernunftgerede eines schwer Abhängigen. Und es würde auch nicht besser werden dadurch, dass ich mich über meine Ahhängigkeit lustig mache, indem ich, wie ich es vorhatte, von den Bewusstseinskomödien erzähle, die ich mit dieser Abhängigkeit regelmäßig aufführe, wenn ich mich davon zu distanzieren versuche, indem ich sie als eine empirische Forschung ausgebe, mit der ich das Sujet sozusagen an mir selbst teste, oder indem ich mir immer wieder versichere, dass ich es letztlich nur spielerisch betreibe, das Sujet, als eine Poesie des Alltags. - Wenn es ein Spiel ist, warum muss ich es dann täglich spielen? Warum komme ich dann nicht davon los, obwohl ich es schon so lange will? Und warum ist es mir so peinlich, dass es mir nicht gelingt, meine Abhängigkeit einzugestehen?  -  Nein, es gelingt mir nicht. Deshalb mache ich etwas anderes. Ich höre jetzt auf damit. Heute ist es schon zu spät, um damit aufzuhören, denn es ist schon geschehen heute. Also morgen. Ab morgen höre ich auf damit. Und für den Fall, dass ich rückfällig werde, verpflichte ich mich, dann die Peinlichkeit zu enthüllen – indem ich schonungslos den Rückfall und seine Umstände schildere. Die Aussicht, das tun zu müssen. soll mir zusätzliche Motivation sein. Akzeptiert? - Es hat nicht geklappt. Die Enthüllung hat nicht geklappt. Der Text ist nichts geworden. Der Spaß, den ich mir machen wollte mit mir selbst, ist keiner gewesen. - Astrologie. - Ich konnte mich auch nicht richtig konzentrieren heute. Zu viele Anrufe. Schön eigentlich. - Astrologie. - Manchmal vergehen Tage, an denen das Telefon nicht ein Mal läutet. - www.astro.com. - Morgen bin ich noch mal abgelenkt. Ende der Woche geht es bestimmt wieder aufwärts mit dem Blog. - Die Adresse der Website ist www.astro.com. Jetzt ist es raus. - Ich halte meine Versprechen. Und alle Irrtümer und Fehler werden korrigiert. Wie der von gestern. Korrekt muss es heißen: kleiner parfümierter französischer Brief. Lars von Trier hat gesagt, dass er einen kleinen parfümierten französischen Brief erhalten hat von Catherine Deneuve. - Wenn ich doch mal sagen könnte, dass ich einen kleinen parfümierten amerikanischen Brief bekommen habe. Oder auch nur eine SMS wie gerade eben von Inge. Danke, Inge!  Das Parfum würde ich mir dann schon dazu denken zu der kleinen amerikanischen SMS.