Freitag, 13. August 2010

Bedenken

Gestern faul. Heute fahrig. Vormittags rumgeplottet an dem neuen Projekt, das ich vielleicht habe. Inzwischen der zweite Ideenansatz. Wird nicht der letzte sein. So geht das. Bis es aussieht wie richtiges Leben. – Zum Nachmittag hin immer mehr verpeilt. Flucht ins Telefonieren. Danach zwei verworfene Ansätze für den Post von heute. – Warum? – Weil ich nicht tue, was ich tuen will/tuen soll. Den verdammten Brief lesen und endlich herausgeben. – Warum lese ich ihn nicht? – Weil ich Angst habe, dass ich denken könnte: Nein, das geht nicht! Das kann ich nicht veröffentlichen. – Hysterie! – Der Brief ist so harmlos. Zeigt mich, wie ich bin, und kompromittiert die Contessa kein bisschen. Hier habe ich schon mehr preisgegeben von mir und von ihr. Bleibt die harte Geste, einen Liebesbrief zu veröffentlichen. Dass die Tess ihn „offiziell“ nicht gelesen hat, weil sie ihn nicht von mir in die Hand bekommen hat, das ist keine Rechtfertigung, weil ich weiß, dass sie ihn trotzdem gelesen hat. Wie sie ihn lesen konnte, damit geht die Geschichte weiter nach dem Brief. Dieser Teil, der zweite Teil der Geschichte, ist viel heikler für sie und für mich, vor allem für mich, weil viel schwerer erzählerisch zu bewältigen als der der erste Teil, für den ich nur den verdammten Brief formatieren und hier reinstellen muss. Aber nun mal: die harte Geste. Anfang der Woche hatte ich ein ganz schlechtes Gefühl bei der Vorstellung, den Brief zu veröffentlichen. Unfein ist das, überhaupt; und unzart ist es, der Tess gegenüber. Das Unbehagen habe ich dann projeziert in die Vorstellung, dass sie nicht will, dass ich den Brief veröffentliche. Das hat dann meinen Widerstandsgeist geweckt. Von wegen Verrat gegen Verrat, Biest gegen Biest. - Biest ist klar. Aber: Sie hat mich verraten? – Ich denke schon. Nicht  mich, um genau zu sein - unsere zarte Annäherung hat sie verraten, indem sie sie verleugnet hat. Episode: Huschbewegung mit Blumentopf an einem Hochsommerabend. Ich werde darauf noch eingehen und es dann hoffentlich nicht mehr so grimmig sehen. Dann wäre es kein Verrat mehr, sondern nur so, dass sich in der Huschbewegung an dem Hochsommerabend etwas gezeigt hat (verraten hat), was ich damals noch nicht sehen wollte und was einfach nur die Realität war. Ihre Realität. Nicht kompatibel mit meiner. Mind the gap! Beachten Sie den Abgrund zwischen Ihren Wünschen und der Realität der Gefühle anderer. Realität jetzt ist: Nichts mit Verrat gegen Verrat. Nichts mit Biest gegen Biest. Inzwischen habe ich sogar den Eindruck, dass die Tess damit einverstanden ist, dass ich den Brief veröffentliche (siehe ihre Zeichen, die ich in den letzten Tagen aufmerksam verfolgt habe). Sollte ich sie jedoch falsch deuten, Deine Zeichen, solltest Du nicht einverstanden sein, Tess, nutze die verbleibende Zeit, um Einspruch zu erheben. Denn Morgen geht es los. Und bitte nicht zu viel erwarten, Leser! Mir hat es viel bedeutet, aber tatsächlich ist es sehr wenig, was war. Mehr als eine Illusion. Aber nur wenig mehr.