Mittwoch, 4. August 2010

Verachtung

Während die Tess ganz  langsam - slow motion -  in einen zuckerstangenroten Sonnenuntergang entschwindet und dazu aus dem Hintergrund undeutlich Peter, Paul and Mary mit Leaving on a Jet Plane zu hören sind; deshalb nur undeutlich, weil ich keinen geeigneten Track auf YouTube  finde; wobei die Tess auch so weiß, wie es gemeint ist, sozusagen ein verabredeter Code zwischen uns, dessen Aussendung sie aber auch nicht überbewerten sollte, denn es liegt nur an ihr, den Song zum Schweigen zu bringen – während dessen will ich meinem Leben eine Wendung zum Guten geben und muss dabei ganz unten anfangen. Verachtung. Ich wollte darüber weghuschen. Habe dem Dror Zahavi heute Morgen den Post von gestern mit unserem Telefon-Dialog gemailt und damit Ende. Habe dann geschrieben für hier über ein Interview mit Dani Levy auf SPON. Dani Levy, der andere Regisseur, dem ich den Schicksenplot zu lesen gegeben habe.  Schön war in dem Text die Beobachtung, wie der Dani Levy in dem Interview als Person rüberkommt, wie er da genau so sich selbst ist, wie er zum Beispiel ist, wenn ich ihn sehe auf dem Platz vor der Apostel-Paulus-Kirche, wenn er mit seinem kleinen Sohn Fußball spielt und dabei übrigens eine erstaunliche technische Versiertheit in der Ballbehandlung zeigt. Weiter ging es um seinen vorletzten Film Mein Führer; dass er den für ein verkanntes Meisterwerk hält und viele andere nicht. Der Text wäre sicher auch was geworden, wenn ich mich heute Abend noch mal dran gesetzt hätte. Aber dann habe ich gemerkt, dass es mir eigentlich um was ganz anderes geht. Dass ich immer noch angefressen bin von dem Erlebnis mit dem Dror Zahavi. Dass ich damit nicht fertig werde und dass ich darüber schreiben muss, wenn ich von heute schreibe. Das Gespräch war nämlich nicht zu Ende nach dem Dialogfetzen, den ich gestern gepostet habe. Nachdem er gesagt hatte, dass er mein Exposé jetzt nicht mehr lesen werde, weil ich gerade so bös war, und ich das Gefühl hatte mit einem Kind zu telefonieren, das alleine zu Hause ist, habe ich versucht, das Gespräch “mit Anstand” zu beenden. Das ist mir dann auch irgendwie gelungen. Dabei habe ich jedoch von seiner Seite eine Verachtung verspürt, die  - ja was? – die ich gar nicht zulassen wollte. Indem ich sie für harmlos erklärte. Indem ich darüber wegging. Ich habe so getan vor mir, als würde ich mich über die Seltenheit des Dialogs freuen. Ich habe so getan, als würde ich das als ganz normal empfinden, dass er so reagiert hat – weil er ist nun mal ein wichtiger TV-Regisseur und ich bin ein unwichtiger Autor. Das hat alles nicht funktioniert.  Plötzlich endete der Text über Dani Levy so wie er angefangen hatte. Angefangen hatte er mit dem Satz: Nach dem sehr unangenehmen und völlig unnötigen Kontakt mit Dror Zahavi heute was über Dani Levy. Und geendet hat er damit, dass ich hinschrieb: Kritik, Fundamentalkritik (wie  im Kontext von Dani Levy), Ablehnung, Zurückweisung, mit all dem kann ich umgehen. Aber diese Geringschätzung, diese Verachtung, die ich gestern erlebt habe, wenn das jetzt häufiger kommt, da muss ich erst noch üben. -  Und damit fange ich jetzt am besten gleich mal an. Nicht indem ich mich mit Dror Zahavi beschäftige; alles, was ich von dem weiß, ist, dass er den Reich-Ranicki-Film gemacht hat und das gut und mehr will ich über den auch gar nicht wissen; es kann nicht jeder mit jedem und er offenbar nicht mit mir und ich offenbar nicht mit ihm. Alles Gute, Dror Zahavi. Bye, bye. Leaving on a Jet Plane. Vielleicht treffen Sie im Flieger die Tess. Abschweifung. Von? – Der Frage, was hat das mit mir zu tun, dass mir jemand, egal wer, so begegnet, dass ich mich hinterher fühle. als hätte er mir ins Gesicht gespuckt - gerotzt, um genau zu sein? – Aber auch das ist nicht der Punkt.  Eklig. Abwischen. – Der Punkt ist: Was mache ich, dass mir so was passiert? – Geringschätzung. Verachtung. Wie ziehe ich mir die zu? Womit löse ich die aus? –  Neues Thema. Aber keine Sorge. Wird nicht wehleidig. Am Ende wird es vielleicht sogar noch lustig. Nur, dass es dabei ausschließlich um mich gehen wird. Stichwort: Persönlichkeitsstil. Meiner. Ich werde es beobachten und berichten. Fortsetzung folgt. – Und für die zahlreichen Fans der Tess: Auch wenn sie den Song nicht zum Schweigen bringen sollte und nie wieder zurückkehrt aus dem Sonnenuntergang, mit der Tess geht es trotzdem weiter. Geschichte der  Contessa aus Übersee. Wie es anfing und wie es kam, dass es so endete, wie es gerade endet. Start voraussichtlich nächste Woche an einer Stelle, die ich noch bekanntgeben werde.