Donnerstag, 14. April 2011

Geduzt

Skins. SPON verspricht das neue Serienwunder. Dieses Mal nicht amerikanisch, sondern britisch. Videoworld. Die drei ersten Staffeln von Skin gibt es. Aber Staffel 1, Disk 1 ist ausgeliehen. Hauptstraße. Die Leute nicht so genau angucken. Wenn die Sonne wieder scheint, werden die alle gleich viel besser aussehen. Und wenn jetzt nichts passiert, dann übernehme ich für das Posting heute den Text vom Vormittag aus dem anderen Blog. Tabakwarenladen. Es arbeitet die junge Frau, die ich gerne sehe. Bitte beachten! Nicht: Sie gefällt mir. Sondern: Ich sehe sie gerne. – Sie ist 21 Jahre alt. Also bitte! Heute hat die junge Frau ein weit geschnittenes graues Kleid mit Gürtel an, dazu wahrscheinlich eine schwarze Hose; darauf habe ich nicht geachtet. Im Winter hat sie einfarbige Kopftücher getragen. Seit letzter Woche trägt sie ein weißes Kopftuch mit einem großen Blumenmuster. Darunter ein schwarzes Untertuch, das bis über den Haaransatz gezogen ist. Das Untertuch fällt mir heute zum ersten Mal auf. Diese Kombination des weißen großgeblümten Kopftuchs mit dem schwarzen Untertuch sieht sehr elegant aus und ich suche ein Wort, eine Umschreibung dafür, während eine verwirrte Frau, die vor mir dran ist, etwas länger braucht: Verwegen elegant? Es hat einen verwegenen Chic? - Dass die junge Frau 21 Jahre alt ist, weiß ich vom letzten Mal. Da hat sie mich ihr Alter raten lassen. Vorher hatte sie erzählt, dass sie mit dem jüngeren der beiden Männer, denen der Laden gehört, zusammen aufgewachsen ist. Sie waren Nachbarkinder. In Kreuzberg. - Auf 23  habe ich sie daraufhin geschätzt. Und nachdem sie erklärt hatte, sie sei erst 21, habe ich gesagt, was der Wahrheit entsprach, keine Schmeichelei war: Wenn sie nicht zuvor erwähnt hätte, dass sie im gleichen Alter ist wie der jüngere der beiden Männer, dann hätte ich sie auf 18 geschätzt. – Da meinte sie: Mit 18 wäre ich sehr zufrieden gewesen. – Als käme sie sich mit 21 Jahren schon so alt vor, dass für 18 gehalten zu werden für sie ein Kompliment ist. – Bei diesem Gespräch hatte sie mich geduzt, während ich sie gesiezt hatte. Das ist mir hinterher aufgefallen und ich habe mir vorgenommen, das nächste Mal nicht so förmlich zu sein und sie auch zu duzen. Heute hat sie mich gesiezt. Darauf habe ich gesagt: Wir können doch du zueinander sagen. – Ja gut, hat sie geantwortet, mich dann aber zweimal kurz hintereinander gesiezt. Nicht betont gesiezt, aber eben zweimal kurz hintereinander und das war deutlich. Das erste Mal, als sie mich fragte: Was für Zigaretten nehmen Sie? Und das zweite Mal kurz darauf in einem Satz, den ich vergessen habe. Vergessen bestimmt auch, weil ich in dem Moment so dumm dastand, dass ich wortlos meinen Fünf-Euro-Schein hingelegt, die 10 Cent Rückgeld eingesteckt habe und nicht mal Tschüss gesagt habe im Rausgehen. Da hat sie bestimmt gedacht, ich sei beleidigt. Dabei habe ich mich nur geärgert über mich und meine Zutraulichkeit, die zu dem Fauxpas geführt hat, der in Wirklichkeit ein Missverständnis war. Aber wie hätte ich ihr das erklären sollen? Doch am besten, indem ich das Gespräch fortgesetzt hätte, um eine Gelegenheit zu bekommen, wieder zum Sie überzugehen, und ihr so zu zeigen, dass ich sie verstanden hatte und das völlig in Ordnung für mich ist, wenn wir uns siezen. Während ich zur Back-Factory gegangen bin und anschließend über die Akazienstraße nach Hause, habe ich mich darüber dann auch noch geärgert, dass ich darauf nicht gekommen bin. Bis mir eingefallen ist, dass ich gerade etwas erlebt hatte und ich jetzt über die gern gesehene junge Türkin in dem Tabakladen schreiben konnte.