Donnerstag, 27. Januar 2011
Gerücht
Gegendarstellung. Weil es mir keine Ruhe gelassen hat, zurück zu gestern: Rio Reiser. Todesursache. – AIDS, meinte Peter. – Nachfrage, woher er das so genau weiß? – Er hat es von verschiedenen Seiten gehört und auch mal irgendwo gelesen (Aktuell: inzwischen hat er bei Google Rio Reiser und Aids eingegeben und zig Seiten mit Treffern erhalten). – Ich habe inzwischen den Wikipedia-Artikel über Rio Reiser gelesen. – Als Todesursache wird dort genannt: Kreislaufversagen auf Grund innerer Blutungen aus Ösophagusvarizen. Krampfadern in der Speiseröhre. Und wenn sie platzen, ertrinkt man in seinem Blut. Ösophagusvarizen treten hauptsächlich bei Lebererkrankungen im fortgeschrittenen Stadium auf, zum .Beispiel bei der Leberzirrhose. Und die wiederum bekommt man bevorzugt durch Alkoholmissbrauch. Es ist also nicht gerade eine Todesursache, die für nahestehende Personen eines Verstorbenen erste Wahl ist, wenn sie eine andere, die tatsächliche Todesursache verschleiern wollen. Dass die Todesursache Kreislaufversagen infolge innerer Blutungen in dem Wikipedia-Artikel genannt wird, - einem Text, der ganz sicher von den Rio Reiser nahestehenden Personen gepflegt = redigiert wird - erscheint mir daher der Beweis dafür zu sein, dass Rio Reiser nicht an AIDS gestorben ist, sondern an den Folgen eines Leberschadens, verursacht vermutlich durch gewohnheitsmäßigen Alkoholmissbrauch über viele Jahre hinweg. Das hätten die ihm nahestehenden Personen bestimmt auch gerne verschleiert. Aber da sie dem AIDS-Gerücht entgegentreten wollten, weil es nach ihrem Wissen schlicht falsch ist und weil das Gerücht ein hartnäckiges Gerücht war, haben sie es auf die harte Tour gemacht. Mit der Wahrheit. Säufertod. Auch nicht schön. Aber AIDS war es nun mal wirklich nicht. – Außerdem, sage ich zu Peter, als ich ihn mit dieser Interpretation konfrontiere, war Rio Reiser ein bekennender Schwuler. Warum sollten seine ihm nahestehenden Personen verschleiern wollen, dass er an einer Krankheit gestorben ist, die unter anderem übertragen wird durch das Sexualverhalten homosexueller Männer? – Die interessante Antwort Peters: Von den über hundert Aidskranken, die er bei ihrem Sterben begleitet hat, wollten 70 Prozent nicht, dass die Todesursache nach ihrem Ableben im Freundes- und Verwandtenkreis bekannt wird. Obwohl ihnen das nun wirklich hätte egal sein können. Doch ob Junkies oder homosexuelle Männer, die Mehrzahl von ihnen traute sich nicht, sich zu ihrer HIV-Infektion und deren Ursache zu bekennen. – Auch seine Freundin Susanne, ein ehemaliger Junkie, hat zwar nicht ihre HIV-Infektion, aber ihre Ursache verleugnet, sogar vor sich selbst, indem sie sich eingeredet hat, sich beim ungeschützten Sex mit einem Geschäftsmann infiziert zu haben, mit dem sie einmal in Frankfurt mehrere Wochen zusammen gewesen ist. Ihr Illusionsgewinn: Nicht sie selbst war verantwortlich, weil sie eine infizierte Nadel benutzt hat beim Spritzen von Heroin, sondern ein anderer war schuld. – Das nur der Vollständigkeit und der interessanten Antwort Peters wegen und weil ich auf Grund meiner Lesart des Wikipedia-Artikels über Rio Reiser und trotz der interessanten Antwort Peters überzeugt davon bin, dass das AIDS-Gerücht im Fall von Rio Reiser falsch ist. Auch wenn es wirklich egal ist, woran einer gestorben ist, wie Peter abschließend meint. - Aber warum reden wir dann darüber? Und: Den nahestehenden Personen ist es nun mal nicht egal. Und sei es nur deshalb, weil sie es besser wissen als das Gerücht.