Samstag, 25. Dezember 2010
Verkannt
Vorstellung, dass der Schlub jetzt in Exotien in dem exotischen Badeort am exotischen Meer jeden Tag in ein Internetcafé geht, um nachzuschauen, ob ich was über ihn geschrieben habe. Impuls, ihn zu beruhigen. Schlub, entspann Dich! Genieße die Sonne, den Strand und das Leben. Das dauert, bis wieder was kommt. Muss mich bremsen. Das geht nicht im Blog-Modus, wie ich gestern noch es mir gedacht und gemacht habe. Mir auch zu leicht gemacht. Spöttisch sein ist zu einfach. - Das Biest losgelassen auf den Schlamassel. Um reinzukommen in die Erzählung. Living Story. Living Portrait. Porträt mit einer Frage. Was ist das für einer? – Dabei ausprobiert das Spiel mit der Anonymisierung. Gemerkt, das geht. Und zugleich gemerkt, das ist es nicht. Ich veröffentliche mein Leben. Mein Leben gehört mir. Und wenn da einer reintappt, dann ist er drin. Dann kann ich von dem erzählen. Das kann doch nicht sein, dass ich den um-erfinden muss, damit er in der Erzählung von meinem Leben vorkommen kann. Verunglimpfen darf ich ihn nicht. Keine Schmähkritik üben. Aber ich muss doch über die Eindrücke schreiben können, die er bei mir hinterlassen hat. Zum Beispiel muss ich doch sagen können, dass ich ihn für unfähig und unbedarft gehalten habe. Womit ich nicht sage, dass er es war. Ich habe ihn dafür gehalten. Und das hat er gespürt, dass ich ihn so sehe. Darauf wollte er mir zeigen, wer er ist. Dass er nicht nur fähig und bedarft ist, sondern ein man of wealth and taste, wie Mick Jagger das einmal formuliert hat. Wenn er es doch gewesen wäre. Ich hätte ihn bewundert und mich gefreut für ihn. Mein Eindruck jedoch war, dass sich da einer einfach nur keine Mühe mehr gibt, sich gehen lässt, weil er meint, es sich erlauben zu können. Es sich leisten zu können mit seinem Geld. Einer, der sich nur noch über sein Geld definiert. Ein Aspekt. Der andere Aspekt, auch ein Eindruck: Als hätte er irgendwann beschlossen, wenn alle mich für ein Arschloch halten, dann will ich das jetzt auch sein. Eindruck. Ich sage nicht, dass er ein Arschloch ist. Ich sage, dass i c h diesen Eindruck hatte. Denn anders kann ich es nicht bezeichnen denn als einen Arschlochauftritt, wie nicht mal ich ihn hinkriegen würde, was er mir gezeigt hat beim Guggenheim-Ereignis. Schlüsselszene zum Schlamassel, in den wir geraten sind. Das war der Bruch. Da hat er was gemacht, das macht kein Freund. Von da an war er keiner mehr. Neun Jahre später konnte er sich nicht mehr an diesen Auftritt erinnern. Hat er behauptet bei unserer Aussprache im Frühjahr. Nach dem Guggenheim-Ereignis hätte es aufhören sollen. Der Bruch war da, ich hätte ihn nur noch vollziehen müssen. Vollziehen müssen, was für ein Schwulst. Arschloch hätte ich sagen sollen und noch ein paar Sätze dazu, die ihm weh getan hätten, und die er auch nach neun Jahren noch nicht vergessen gehabt hätte. Stattdessen habe ich es ihm damals - verziehen? - durchgehen lassen habe ich es ihm, und es hat angefangen die Geschichte, die ich nun erzählen muss, so unerfreulich sie ist. Geschichte, die beginnt mit dem Guggenheim-Ereignis im Frühjahr 2001 und endet, wenn sie fertig geschrieben ist. Doch das wird nicht so schnell gehen, bis ich verstanden haben werde, was mir da passiert ist, weil ich es zugelassen habe. Also entspann Dich, Schlub! Schöne Ferien. Und anonymisiert oder nicht anonymisiert spielt keine Rolle. Wenn, dann ist es sowieso meine Schande. Du warst einfach nur, der Du sein wolltest. Und ich habe es nicht kapiert. Ich habe Dich verkannt. Das ist die Geschichte.