Mittwoch, 8. Dezember 2010

Schmetterling

Dächer dick mit Schnee bedeckt. John Lennon vor 30 Jahren erschossen. Trotz Verehrung und DD-Artikel in der taz heute Morgen höre ich The Doors, Strange Days (1967). Digitally remastered; aus der Bibliothek mitgenommen. Before I sink/ Into the big sleep/ I want to hear/ I want to hear /The scream of the butterfly. Da hat die beste Freundin Claudia schon vor 30 Jahren gesagt, dass das Oberschülerlyrik ist. - Na und? - Amerikanische Lyrik-Zeitschrift Poetry. Vormals von vier Leuten gemacht in einem fensterlosen Zimmer, das ihnen die Bibliothek von Chicago kostenlos zur Verfügung stellte. Dann hat jemand Poetry 100 Millionen Dollar vererbt. Jetzt sind es zwanzig Leute, die die Zeitschrift machen in feinster Umgebung, und sie wissen nicht wohin mit ihrem Geld, weil es so viel Lyrik gar nicht gibt, wie sie fördern könnten. Artikel in der NZZ darüber, der Freude macht wegen der Großzügigkeit. Website von Poetry. Aktuelle Ausgabe mit Fotos der Lyriker, die darin publizieren. Fotos angeguckt, dann wollte ich die Gedichte nicht mehr lesen. Kein einziges. Das kann nicht sein, dass man aussieht wie diese Lyriker und dann relevante Lyrik schreibt. Jim Morrison hat nicht nur vom Schrei des Schmetterlings gesungen, der hat auch so ausgesehen. Bin in einer gefährlichen Stimmung. Könnte mich so über die Absonderlichkeiten der Tess aufregen, dass ein neuer Kalter Krieg ausbricht zwischen ihr und mir, wie es noch keinen Kalten Krieg gegeben hat in unserer mittlerweile nun auch nicht mehr so kurzen Bekanntschaft. Aber war es denn schon mal anders als absonderlich? - Also bloß nichts schreiben, was ich morgen bereue. Man muss eben wissen, was man will, nicht wahr, Tess! Ach, und das mit den Haaren, das verbraucht sich jetzt allmählich. Mach doch mal was Neues mit ihnen. Abschneiden?  - Während ich das Nudelwasser abschütte und gleich die Tomatensoße aufkochen will für das Abendessen, ruft Peter an und ich bin ihm also nicht zu nahe getreten mit Vater und Verlust, indem ich seinen Sohn reingezogen habe in mein Schreiben über ihn. Er hat ihm die Links zu den Texten gemailt. Er hat nichts dagegen, wenn ich mit ihm spreche. Jetzt muss nur noch der Sohn wollen. - Bei Videoworld zwei Filme zurückgeben. Ich mache einen Fehler. Die Videoworld-Mitarbeiterin kritisiert mich mit einer Bemerkung, wie ich sie auch hätte machen können. Beruft sich in ihrer Kritik auf Logik. Ich nehme die Kritik an, erkläre aber, dass ich gerade nicht logikfähig bin, weil ganz wuschig vom Schneetreiben, aus dem ich komme. Sie sagt: Logik ist alles. - Ich sage: Wer nur mit Logik vorgeht, begreift das Leben nicht. Da stimmt sie mir zu. Wir beschließen, den Dialog demnächst fortzusetzen. Mit Logik II, sage ich.   - Logik II, bestätigt sie vergnügt. Stellvertretende Geschäftsführerin. Videoworld wird immer besser. - Was ich ursprünglich für heute hatte, gibt es morgen; vielleicht. Weil ich im Moment nicht entscheiden kann, ob ich den Text überarbeiten oder wegwerfen soll. Ich bin in einer gefährlichen Stimmung.
John Lennon, Instant Karma
Instant Karma Live mit strickender Yoko Ono
The Tea Maker. By Yoko Ono
The Doors, When the Music´s Over