Samstag, 18. Dezember 2010
Deckchen
Heute in der taz; Die Schönheit der Viren. Artikel über die New Yorker Künstlerin Laura Splan und ihre Dollies. Hier die Website von Laura Splan, die aus den Strukturbildern von Viren Spitzendeckchen herstellt: SARS, HIV, Herpes, Influenza, Hepatitis. Am besten gefällt ihr selbst das Herpesvirus, weil es die schönsten Spitzen hat und am dekorativsten ist, sagt sie. Ich finde es überladen und kitschig. Da gefällt mir das HI-Virus besser und am besten - wegen meiner Vorliebe für Minimalismus - das SARS-Virus. Doch die Koinzidenz an diesem Morgen ist nun mal die mit dem Herpesvirus. Deshalb die Frage, ob das auf der Website abgebildete Herpesvirus vom Typ 1 ist, das den Herpes labialis (Lippen) verursacht, oder vom Typ 2, Verursacher von Herpes genitalis? - Aktueller Anlass der Frage ist Typ 2. Beim Duschen entdeckt die Rötung von der Größe eines Cent-Stückes. - Wo kommt die denn auf einmal her? - Nichts bemerkt. Keine Stiche, kein Kribbeln, kein Jucken. Aufgetreten ohne Vorwarnung. Die hätte allerdings auch nichts genutzt. Denn außer Fluchen ist da nichts zu machen. Bleibt nur Abwarten, bis der Infekt wieder abgeklungen ist in etwa einer Woche; bis nichts mehr zu sehen sein wird in etwa drei Wochen. Herpes labialis der Psycho-Herpes. Herpes genitalis der Exzess-Herpes. So war das mal. Inzwischen kein Labialis mehr. Auch keine Exzesse mehr. Dafür Psycho-Herpes genitalis. – Was war denn los? War doch alles so gut. - Nur nicht gestern Abend. Der im Grunde trostlose Post von gestern. Textrest vom Vortag. Weggelassener Schlussteil von Respekt 1. Weggelassen aus Faulheit beim Überarbeiten. Denn so wie es da stand, stimmte es nicht. Pose. Und dann noch die Assoziation, die wahrscheinlich niemand kapiert hätte: Die sinnvolle, ehrenvolle Konkurrenz um eine tolle Frau im Gegensatz zum blödsinnigen Konkurrieren des Schlubs mit mir. – Den Textrest umgearbeitet zum kurzen Post Respekt 2. Kein falsches Wort. Aber letztlich trostlos. Wie das Lebensgefühl gestern Abend. Nicht ausgelöst vom Text. Der Text nur Symptom des Stimmungsverfalls, des Absturzes. Die Spielkameraden - der Schlub, der Professor, die Tess -, die alle nach Hause gegangen sind. Und ich alleine zurück geblieben auf dem Spielplatz. Sandkasten, Rutschbahn, Wippe, Schaukel. Alleine macht das alles keinen Spaß. Auf dem Klettergerüst hocken und vom Erwachsensein träumen, wenn ich endlich nicht mehr alleine sein werde (Neuschnee). Ende Bildersprache. Frage: Noch erwachsener werden? – Antwort heute Morgen: Noch unabhängiger werden! Gute Antwort. Kam nur zu spät. Gefühlszustand verbessert. Doch da waren die Viren schon durchgebrochen. Kein Selbstmitleid. Melancholie. Du kannst nicht immer ausgelassen sein und rumtoben. Grippevirus wäre schlimmer gewesen. Drei Viertel der Bevölkerung tragen das Herpesvirus in sich. Mein Lieblingssatz eines Kommunisten: Die Revolution ist kein Deckchensticken. Mao Tse Tung. Das nicht nur am Rande. Es muss sich etwas ändern.