Mittwoch, 22. September 2010

Sonst

Die Überraschung am Morgen! Henryk Broder schreibt für Springer über Springer: Sorry Axel, ich hab mich geirrt! Lesenswert! – Und auf THE DAILY BEAST Tilda Swinton Uncensored - ihr überraschender Auftritt als Model. Sehenswert! - Und sonst? Der immer noch und jetzt anscheinend endgültig getrennte Raucher auf der Straße, ich nenne ihn einfach mal Bernd, er ist jetzt doch bereit, seiner Frau die Wohnung zu überlassen, wenn das mit ihrem Wohnungskauf nicht bald klappt. – Sie macht mit dir, was sie will. – Nein, nein. Das ist vernünftiger so. Außerdem würde die Tochter dann mit ihr zusammen wohnen für ein Jahr. – Das hat sie ja schlau eingefädelt, denke ich. Kein Wunder, dass sie sich allen anderen überlegen fühlt, wenn sie mit ihnen umspringen kann, wie es ihr gerade passt. Das monumentale Selbst wahrscheinlich auch noch ausgestattet mit einem sicheren Instinkt dafür, mit wem sie es machen kann. Bernd ein Opfer? Herzensgut jedenfalls. Hat gerade eine Steuerrückzahlung bekommen. In den nicht mehr fernen Herbstferien könnte er mit dem Geld nach Schottland reisen für 14 Tage. Aber es könnte auch sein, dass er es seinem jüngsten Sohn aus erster Beziehung schenkt, damit der damit seinen Führerschein machen kann. – Und sonst? Mail von Stephanie mit Fotos vom soeben eingeschulten Sohn Nikolaus und mit einem Nachsatz, der mich erleichtert: Habe inzwischen CASH ganz fertig gelesen...beim nächsten Mal schenke ich Dir wieder Musik! - Kann nur heißen, sie versteht es, wenn ich das Buch von Richard Price nicht lesen werde, das sie mir zum Geburtstag geschenkt hat. Michael gegenüber, der mir das Buch auch zum Geburtstag geschenkt hat, habe ich es bereits angedeutet, dass ich schon nach dreissig Seiten genug hatte - als sich diese Menschenschlange bildet auf der Straße vor einem Laden in der Lower East Side, in dem auf der beschlagenen Scheibe einer Tiefkühlertür eine Marien-Erscheinung zu bestaunen ist. Voller Wehmut habe ich mich da erinnert an eine Menschenschlange, die sich bildet in Brooklyn vor dem Eingang zu einem Hinterhof in einem Roman von Hubert Selby. Last Exit Brooklyn. Kapitel: Die Hure Tralala. Keine Einzelheiten, weil das hier sollen auch aufgeweckte kleine Mädchen lesen können. Nur als Hinweis, wenn ihr einmal groß seid: Was in dem Hinterhof in Brooklyn passiert, das ist Weltliteratur. Während das bei Richard Price mit der Jungfrau Maria und dem Typ, der sich seit sechs Monaten vor der Polizei versteckt, nachdem er seine Frau umgebracht hat, und der nun mit feuchten Augen vor der Jungfrau kniet und den ihn erkennenden Polizisten die Arme entgegen streckt für die Handschellen - das mag sogar recherchiert und nicht mal ausgedacht sein, und trotzdem ist es einfach nur Lesestoff. - Und sonst? Schreibt sich das so leicht hin mit dem Gefühl der anhaltenden Fassungslosigkeit und dass ich nicht darüber hinweg komme, dass die Tess und ich uns nie wirklich kennengelernt haben. Im Alltag sieht das jedoch so aus, dass ich aufpassen muss, dass ich nie länger als 30 Sekunden daran denke, sonst komme ich wieder in die bedrohliche Nähe des Gefühls, gleich verrückt zu werden. Alleine schon deshalb war das keine gute Idee gestern mit dem Gespenster-Text und dem Plan, mich durch kühle Beobachtung auf Distanz zu schreiben. Experiment misslungen. Text hat nicht funktioniert. Distanzierung hat nicht funktioniert. Ich komme nicht von ihr los. Also muss ich zu ihr hin. Wie? Fortsetzung folgt.