Donnerstag, 9. September 2010

Müll

Verschlusskappe? Schutzkappe? Kappe des USB-Sticks. Sie ist weg. Quadratisch. Eineinhalb Zentimeter Kantenlänge. Halber Zentimeter Durchmesser. Dunkelblau. Transparent. Verschwunden. Muss doch irgendwo sein. Das gibt es doch nicht. Die kann doch nur vom Tisch gefallen sein oder von dem Musikanlage-Gestell, das ich als Stehpult nutze, um daran am Sony-Laptop zu arbeiten. USB-Stick täglich  im Einsatz für Datentransfer zwischen Sony- und Samsung-Laptop, das auf dem Tisch steht. Fläche von sechs Quadratmetern. Da muss sie irgendwo sein, die Kappe. Ist sie nicht.  Verlust wäre blöd, aber verkraftbar. Dennoch: Ich hasse ungelöste Rätsel und würde am liebsten nicht eher aufgeben, als bis ich sie gefunden habe. Doch wo noch suchen?  Deshalb endlich anfangen  mit der anderen Suche. Plotentwicklung. Am Stehpult auf dem Sony. Cinderella, Carl, Helene.  Rein kommen. Weiter mit Carl. Was habe ich?  Kritik der Vorstellungen von gestern. Nein, der hat nichts mit Doktorantinnen. Aber er hat ein Überangebot von ihnen, der braucht keine Cinderella. – Rauchen an der offenen Balkontür. Wo könnte díe Kappe denn sonst noch sein?  - Durchsuchen der Hosentaschen. Hose von jetzt. Hose von gestern. – Weiter mit Carl. Weiter mit der Enttäuschung von Helene über ihn und wie er redet über die Mutter von Helene. Banal und langweilig war sie, sagt er.  - Rauchen. - Weiter. Wir glauben nicht an die Liebe, bevor  wir sie nicht erlebt haben. Hier sieht es nicht nach Liebe aus. Das wird nichts. Carl hat es geschafft, er hat die Annäherung von Cinderella abgewehrt. Maximaler Realismus. Höchster Schwierigkeitsgrad, den Plot in Gang zu halten. Denn das war es erst mal mit Carl und Cinderella. - Rauchen. Und wenn ich die Kappe  versehentlich weggeworfen habe?  Wenn sie irgendwie in den Aschenbecher geraten ist.  Nein. Aber wie, wenn ich sie versehentlich in die Schokoladen-Verpackung geknüllt habe und mit dem Papier weggeworfen habe?  Schokolade gegessen am Tisch vorgestern Abend. War die Kappe nicht gestern noch da? Weiß ich nicht? Nachher den Abfall durchsuchen.  Kann es kaum erwarten. Jetzt erst weiter mit Plot. Es muss was passieren, das Cinderella festhält. Etwas, das nichts mit dem Liebesthema zu tun hat. Das kann nur von Helene kommen. Um sie geht es doch auch. Drama des plumpen dicken hässlichen Mädchens. Was macht sie? Erste Vorstellungen davon. Weiter morgen. Jetzt der Müll! Blauer Platstikabfalleimer für den “gelben” Müll. Ich widerstehe der Idee aufzuzählen,  was ich alles aus der halb vollen Mülltüte in der Tonne in eine leere Mülltüte räume – unter besonderer Berücksichtigung der  zusammengeknüllten Schokoladenpapierchen, die ich einzeln auffalte und mit übertriebener Sorgfalt ausschüttle.  Ergebnislos. Trotzdem  weiter “guten Mutes”. Ich bin überzeugt, sie hier zu finden, die gesuchte Kappe. Überzeugt, auch, dass ich sie erst finden werde ganz zum Schluss auf dem Boden der Tüte, wenn ich alles – da ist sie! Stinkend. Unbeschädigt. Erfolgserlebnis! - Analogie des Vorgangs zum Plotten? Oder warum erzähle ich das? – Wegen des Gedankensprungs. Weg von: Das gibt es doch nicht und immer an den gleichen Stellen rumsuchen. Auf die Möglichkeit kommen, die es außerdem noch gibt. Die Lösung, die sich nicht anbietet.  Wie es auch sein könnte und dann tatsächlich ist.  - Wie diesen Gedankensprung auslösen? – Es geht nicht ohne das stumpfe, dumpfe Rumsuchen an den falschen Stellen vorher. Tag für Tag.