Montag, 26. Juli 2010

gut/böse

Nachdem ich lange an dem Post von gestern gesessen hatte, um ihn lesbar zu machen, am späten Abend noch kurz an Tess geschrieben.  Verbitterung. Kalte Wut:  “Jetzt  warte ich nur noch darauf, dass es mir nicht mehr weh tut, wenn ich an Dich denke.  Und dann ist alles, was von Dir bleiben wird, eine Vorstellung zu einer Dramenfigur namens Cinderella, und wenn es das Drama am Ende doch nicht geben wird, dann ist es auch gut.”  Folgt Klage darüber, wie sie mit mir umgeht und schließlich: “An wen bin ich da nur geraten!  Bist Du einfach so oder gibst Du mir nur die Scheiße zu fressen, die Du selber fressen musstest und immer weiter fressen musst,  Andrea Mulder?” Ende. Nicht wie sonst  “Gute Nacht, Contessa” oder “Schlaf gut, Tess”. Hätte nicht gepasst.  Dafür sie zum ersten Mal mit ihrem richtigen Namen angeredet. Ihren Namen hingeschrieben, als würde ich ihn ihr vor die Füße spucken.  -  Heute  Früh habe ich es immer noch nicht bereut. Verwundert über mich selbst habe ich mich nach meinen Gefühlen für sie umgeschaut. Nichts. Nur die Einsicht:  Wenn ich meine Liebe zur Tess verliere, dann verliere ich das Beste, das Schönste, das Wertvollste, das es gibt in meinem Leben. Einsicht.  Kein Gefühl.  Wenn es weg ist, das Gefühl, werde ich daran so wenig ändern können, wie ich an dem Schmerz ändern konnte, als ich es noch hatte. Der Schmerz wird dann weg sein. Immerhin.  Später den Nachmittag noch mal erinnert (“den Scheißnachmittag und Du hattest die Hauptrolle darin”).  Was, wenn ich ihr Unrecht tue? Wenn es nicht stimmt, was ich mir vorgestellt habe gestern – dass sie es so will, wie es ist. und nicht anders ? Wenn ich in meiner Enttäuschung gestern nur von einer Übertreibung in die nächste verfallen bin?  - Freitag: Tess in Not. Sonntag: boshafte, grausame Tess. Gute Tess/böse Tess.  Kindisch. Dumm.  Was habe ich denn  gesehen? Wie hat sie sich verhalten?  Was ist,  wenn sie sich ihr Verhalten nicht aussuchen konnte?  Die Wahrnehmungen von gestern Nachmittag neu sortiert. Alles noch mal betrachtet.  Ohne das Drängen des Wunsches. Ohne Enttäuschtsein.  Unaufgeregt. Nur drauf geguckt.  Und auf einmal verstanden. Plötzlich alles verstanden (mit Absicht mal keine Details). – Und nun?  Reue wegen des Wutausbruchs? - Nerven verloren. Wann, wenn nicht an einem Abend wie gestern? Sie wird das verstehen. Sie ist so, dass sie es versteht. Das weiß ich. Deshalb auch die Sehnsucht nach ihr, weil sie so ist. Deshalb der Wunsch, dass sie endlich da ist.  - Und jetzt wieder gute Tess? – Weiß ich nicht. Jedenfalls nicht böse Tess.  Geliebte Tess.  - Anmerkung:  Andrea  Mulder ist ein erfundener Name. Den wirklichen Namen von Tess würde ich auch in der größten Wut hier nicht preisgeben.