Dienstag, 6. Juli 2010

Eis

Mit der Tess ist es so, wie es immer war. Ich schreibe ihr (wieder, seit vorletztem Wochenende). Sie zeigt sich mir im Contessa-Zimmer, guckt aber nie zu mir her und erweckt somit den Eindruck, dass es auch sein könnte, dass sie da sowieso ist und macht, was sie macht, und dass ich mir einen Zusammenhang von ihr mit mir nur einbilde. Das Schreiben an sie ist jetzt näher an den Tatsachen. An den Tatsachen selbst ändert das aber nichts. Letzten Donnerstag wollte ich Eis mit ihr essen gehen. Ich habe ihr angekündigt, dann und dann gehe ich raus, und sie eingeladen mitzukommen. Sie kam nicht mit. Dafür hat mir später ihr Mann seine eindrucksvolle Präsenz gezeigt. Das führte zu dem Post  Verwandlung von Donnerstag und in der Reaktion darauf dazu, dass am Freitagabend das Contessa-Zimmer dicht und dunkel war. Bis Samstagabend hatten wir uns wieder versöhnt – mit meinem Schreiben und ihren Zeichen. Da habe ich einen neuen Versuch gemacht. Nachdem ich ihr fünf Seiten geschrieben hatte, habe ich ihr wieder Eis essen gehen vorgeschlagen. Dieses Mal sollte sie mir von der anderen Seite ein Zeichen geben, ob sie will oder nicht. Als ich dann auf meinen kleinen Balkon trat, um rüber zu gucken, war das kurz zuvor noch erleuchtete Contessa-Zimmer dunkel. Die Wohnung darunter dafür mit Schlossbeleuchtung. Party. Und wen sehe ich auf dem kleinen Balkon von der erleuchteten Wohnung im Halbdunbkel sitzen? – Den Mann von der Contessa im Gespräch mit jemandem, dessen Bariton mir schon seit circa 20 Minuten beim Schreiben ans Ohr gedrungen war.  Und neben dem Mann mit dem Bariton, wer steht da mit einem Glas in der Hand - wegen Halbdunkel muss ich zwei-, dreimal hingucken? – La  Contessa als Partygast mit einem Glas in der Hand. Da musste ich unwillkürlich lächeln. Erstens, weil sie da stand,  und zweitens, weil das endlich mal eine klare Antwort war: Nein, kein Eis essen, weil sie heute Abend Partygast ist bei den Leuten im Haus. – In dem Moment, als ich sie erkannte, hat sie mich auch bemerkt und - unwillkürlich - in ihr Haar gefasst.  Nun hat mittlerweile jeder Auszubildende einer Sparkassenfiliale schon mal gelesen, dass das instinktives erotisches Interesse signalisiert, wenn eine Frau sich beim Anblick eines Mannes unwillkürlich ins Haar fasst. Ich hingegen weiß, dass die Tess auch noch in fünf Jahren bei meinem Anblick sich unwillkürlich ins Haar fassen kann und dass sie trotzdem auch in zehn Jahren noch nicht ein Eis mit mir gegessen haben wird. Außerdem: So was lesen doch auch Frauen. Und wenn ich eine Frau wäre und ich wollte einen Mann verarschen, egal jetzt warum, da kann es viele Gründe geben und auf den tatsächlichen Grund kommst du nie, also wenn ich eine Frau wäre und einen Mann verarschen wollte, dann würde ich vorweg mir unwillkürlich in die Haare fassen, und das jedes Mal, wenn ich ihn sehe.