Kunst, Kunst, Kunst. Heute Abend schon wieder Kunst. Und gestern Nachmittag bei Uliane, während wir vor ihrem Pracht-Ensemble saßen und Marzipan gegessen haben, fragt sie mich besorgt, ob ich das etwa für Kunst halte, was gezeigt wird in der Guckkasten-Ausstellung im Verein Berliner Künstler. Worauf ich ihr nur sagen konnte, was ich hier über WHITE CUBES update12 geschrieben habe: Die Ausstellung ist amüsant und deshalb sehenswert. Sicher sind einige Beiträge so, dass man merkt, dass sich jemand nur schlank aus der Affäre ziehen wollte; bestimmt mit Abstand am blödesten, in den Guckkasten hinein zu schreiben: Leer.
Aber es gibt sicher auch Betrachter, die das schalkhaft finden werden, und wenn eine Familie am Sonntag da hingeht und hinterher Mutter, Vater, Kinder bei Kaffee und Kuchen sitzen, haben sie einiges zu besprechen. Etwa, was es mit POLITISCH UNKORREKT auf sich hat.
Der Kasten von Evelyn Sommerhoff hat mir übrigens von allen Arbeiten am besten gefallen: sie auf den Fotos posierend, nur bekleidet mit einem Burka-Schleier, in der Hand das Messer, das nun im Vordergrund liegt des Guckkastens. Und am meisten geärgert hat mich die Verkniffenheit eines Hermann Spörel, der bei der Eröffnung in einer Ecke steht, mürrisch wie immer, weil er sich vielleicht schon seit Jahrzehnten denkt, das gehört sich so für einen Kunstbeamten, aber dann weiß er nicht einmal die Nummer von seinem Beitrag ...
.... und nachdem ich seine Arbeit endlich gefunden und seinen Ausstellung-in-der-Ausstellung-Bildwitz gesehen habe, da fragt er herrisch: Weißt du, was der Titel ist? – sagt ihn dann aber nicht, sondern lässt mich den Titel umständlich suchen auf der dreiseitigen Liste. Der Titel ist dann WELTWIRTSCHAFTSGIPFEL und er sagt, dort war er nämlich, in Davos bei dem Weltwirtschaftsgipfel, und hat das eine Bild gemalt, was in dem Guckkasten zu sehen ist – oder eine Miniaturisierung davon, ich weiß es nicht, ich will es nicht wissen, weil ob Originalgröße oder Miniatur, das ist stehengebliebenes Zeug, was der macht. 80er Jahre ist das und so, als wäre nichts mehr passiert seither. Während das hier, sage ich zu Uliane und deute auf das Ensemble ihrer vier Bilder: das ist JETZT. Und wenn jemand ankommt und sagt geringschätzig, das ist Bildchenmalerei, dann grinse ich und weiß schon, wie das gemeint ist, aber ich sage auch, das ist mir völlig egal, wenn es großartige Bildchenmalerei ist. – In dem Foto-Format hier nicht mal zu ahnen, wie großartig. Anfang Mai wird Uliane ihr Pracht-Ensemble in einem kleinen Kreis präsentieren und hoffentlich bald darauf allen.
Uliane Borchert, Vegetation 1, 2, 3, 4, Acryl mit Sand auf Leinwand, 4 mal 140 x 180 cm, 2012.
Kunst: ã Damm, Sommerhoff, Spörel, Borchert.