Sonntag, 8. April 2012

Ungetröstet

Der Bus fährt da oder da?
Wie bitte?
Der Bus fährt da oder da?
Ich deute rüber zur Dominicusstraße: Der Bus fährt da.
Der Mann bedankt sich und sagt: Schönen guten Morgen.
Es ist gleich 15 Uhr und ich denke, der Mann ist nicht ganz dicht. 
Im Weggehen sagt er: Und noch viel Spaß mit dem Wetter.
Ja, ja, antworte ich lachend und überlege mir nun, dass der Mann wahrscheinlich völlig in Ordnung ist und er nur aus einem Land kommt, wo sich die Menschen, wenn sie es gut miteinander meinen, viel Spaß mit dem Wetter wünschen. Was dann aber sicher im übertragenen Sinn zu verstehen ist. Wetter als Metapher für alles im Leben, was man nicht ändern kann. 

Der mit der Kapuze

Der Mann hat einen osteuropäischen Akzent. Ich folge dem Mann, um ein Foto von ihm zu machen. Das wird nichts, weil ich mich nicht nahe genug an ihn rantraue. Ich will nicht riskieren, dass er meinetwegen noch einmal Deutsch sprechen muss.



Mit dem Wetter ist es dann noch einmal gut gegangen und mit dem Rummel auch.

  
Nur mit dem, was sonst noch im Leben nicht zu ändern ist, geht es mir  heute gar nicht gut. Aber das ist eine andere Geschichte. Die überarbeite ich gerade und ich weiß immer noch nicht, ob ich sie rauslassen soll – frei lassen soll und auf Leser loslassen wie ein Tier, kein wildes, kein böses, ein trauriges Tier. Ein allzu trauriges Tier, weil es mir beim Schreiben nicht gelungen ist, es zu trösten, weil ich einfach nur dem Unglück gefolgt bin in seiner Bewegung.