Christoph Damm o.T. - weiß Acryl auf Leinwand je 0,2 x 0,2 m 2006 - 2009 |
Kill your darlings. Noch einer der besseren Sprüche, die sich ein
Autor in Drehbuchbesprechungen anhören muss. Von Dramaturgen, Produzenten, Redakteuren, Leuten, die noch nie in ihrem Leben eine Idee hatten,
auch nie eine haben werden und nun selbstgefällig sich zurücklehnen und den Autor mit erhabenem Grinsen auffordern, sich von einer Lieblingsidee zu trennen, weil sie nicht funktioniert, weil sie meinen,
dass der Plot besser funktionieren wird ohne dieses Thema, diesen Charakter,
diese überraschende Wendung, diese Szene, diese Macke des Protagonisten, dieses Love Interest … – aus was ein Plot eben besteht.
Für die Leute, die noch nie eine Idee hatten oder haben werden, nicht mehr als ein
Spielplan, für den Autor ein atmender, fühlender Organismus. Um
dessen Überleben kämpft er nun, wie um das Leben eines Kindes. Und die
Leute ohne die Ideen, die kennen das schon – deshalb reden sie ja auch süffisant von darlings – und überlassen den Autor nun am
besten sich selbst. Der geht hasserfüllt nach Hause und ahnt aber schon, dass
er es am nächsten Tag ohne seine Lieblingsidee probieren wird und dass sich dann zeigt, dass die Leute ohne Ideen recht hatten, dass der Plot nun besser
funktioniert. Oder er denkt gar nicht daran, sich von den Leuten, die immer nur wissen, wie es nicht geht, hineinreden zu lassen in seine Geschichte, und sein Hass und seine Verzweiflung geben ihm die Kraft und den Mut, ihnen zu zeigen, wie es doch geht … .
Kill Your Darlings. Das
ist der Titel meines nächsten längeren Textes. Vorgestern begonnen. Anders, als
bei den beiden Geschichten davor, weiß ich dieses Mal nicht jetzt schon, wie
es ausgehen wird. - Was ausgehen wird? Der gleiche Konflikt wie in der Drehbuchbesprechung. Einer
sagt: kill your darlings, und der Autor tut das oder er rettet seine Lieblinge.
– Und was für Lieblinge sind das? – Verrate ich (noch) nicht.
Kunst: ã Christoph Damm