Alles für den Kaffeetisch |
Bloß nicht wieder so eine Seelengeschichte! Der Ton, in dem mich die Leute fragen, wie es mir geht, wird immer besorgter. Und bitte auch keine Schlaubergergeschichte! In der Rolle ertrage mich gleich gar nicht mehr. So 15 Minuten wie letzten Montag könnte ich heute wieder gebrauchen, als ich erst den alten Mann am Fensterplatz entdeckt habe und kurz darauf Caro vor mir herging. So stelle ich mir mein Leben vor, da sehe ich die Zukunft des Blogs. Aber dazu bin ich heute nicht entspannt genug: einfach loszugehen in eine Richtung, dabei so wenig wie möglich zu denken, nur die Augen offen zu halten. Ich werde Uliane eine Freude machen und ihre vier Bilder anschauen, die sie fertig gemalt hat und vorgestern aufgehängt, so wie sie es sich vorstellte im Februar, als sie ihren Schaffensdrang kriegte. Besetzt, Besetzt, Besetzt, als ich bei ihr anrufe, um zu fragen, ob es ihr passt. Wird schon. Doch dann macht sie sich gerade ausgehfertig, als ich bei ihr an der Haustür stehe und läute, und sie hat nicht die Güte, mich für fünf Minuten hoch zu bitten, damit ich die Bilder anschauen und fotografieren kann. Wimmelt mich ab an der Tür! Dafür ist eine Sprechanlage nun mal da, auch wenn man gekommen ist, um jemand anderem einen Gefallen zu tun. Komm am Montag, sagt sie, weil ich das gestern so angekündigt habe: Ich komme spätestens am Montag, um die Bilder anzugucken. Jetzt sage ich: Nein, ich komme nicht am Montag, und dann lache ich, aber eingeschnappt bin ich ganz im Ernst. Nicht ihretwegen, das kriege ich nicht durch: sie wollte weg, sie zog sich gerade an, wer weiß, was sonst noch war, Punkt. Bin ich also eingeschnappt meinetwegen, weil ich mich wieder einmal in so eine Ich-habe-es-doch-nur-gut-gemeint-Nummer verlaufen habe. Aber das ist keine Seelengeschichte und auch keine Schlaubergergeschichte. Kein Wort mehr darüber und statt Fotos von Ulianes vierteiligem Pracht-Ensemble gibt es die Fotos, die ich gemacht habe, bevor ich die kleine Glückssträhne hatte auf der Potsdamer am Montag. Damit fing es an, dass ich im Schaufenster einer Kunstbuchhandlung eine Auslage mit Coffee Table-Magazinen entdeckte und dachte, die fotografiere ich jetzt, um die Scheiße aus dem Kopf zu kriegen, die ich da gerade drin hatte, und unter das Foto schreibe ich: Alles für den Kaffeetisch.