Wir müssen keine Witze machen. Wenn wir nicht witzig sind, ist das kein Defizit oder eine Schwäche wie zum Beispiel, wenn wir nicht schlagfertig sind. Da stehen wir dumm und stumm da in einem Augenblick, in dem es darauf ankäme, und die Bemerkung, die wir jetzt machen müssten, die fällt uns erst später ein. Aber wenn wir nicht witzig sind, brauchen wir einfach nur keine Witze zu machen und niemandem fällt etwas auf.
Als der Galerist den Künstler vorstellte, wollte er das machen, wie er es immer macht: in einem Dialog. Doch nachdem der Künstler das Wort ergriffen hatte, hörte er erst wieder auf zu reden, als selbst er das Gefühl hatte, es könne den Gästen der Vernissage nun zu viel werden. Dabei hätte er noch so gerne weiter gesprochen. Denn als der Galerist darauf zwei Veranstaltungen seiner Galerie ankündigte – eine von beiden eine Podiumsdiskussion mit dem Titel: Kunst und Spekulation: Ist nach dem Finanzmarkt auch der Kunstmarkt durchgedreht? –, da hat der Künstler sofort wieder das Wort ergriffen und das war dann nicht mehr zum Aushalten, weil er es nun mehr als übertrieben hat mit seiner Redelust, so dass wir schon anfingen, finstere Blicke zu wechseln.
Der Künstler fotografiert auf seinen Reisen. Thematisch. Plakatwände zum Beispiel oder Treppen. Die Fotos benutzt er als Vorlagen zu Montagen. Er überschreibt sie. Die Überschreibungen sind so wie er redet. – Er hat dann erzählt, wie der Galerist ihn eingeladen hat, bei ihm auszustellen, und wie er darauf die Serie Zerrissene Welten gestaltet hat mit seinem Plakatwände-Material. Sein Treppen-Material werde er erst bearbeiten, wenn die Berlinische Galerie ihn einladen wird, sagte er und lachte gekünstelt. Und dann nannte er noch den Namen einer renommierten Potsdamer Galerie, für die er das Treppen-Material auch bearbeiten würde, wenn sie ihn einladen würde. Wieder lachte er darauf geskünstelt. Und wie bei seinem ersten, gab es auch bei seinem zweiten Lachen keine Reaktion bei den Zuhörern. Niemand lachte mit ihm. Dazu war die witzig gemeinte Bemerkung zu ernst. Es war ein Tagtraum, den er da formulierte. Wie sympathisch! Im Grunde genommen.
Merseburger Str. 14
10823 Berlin
0151/56 50 49 67
030/754 555 02
info@galerie-gondwana.de
Ausstellung bis 25.05.2012
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Ausstellung bis 25.05.2012
Kunst: ã Hans Jörg Mettler
Fotos: ã w.g.