Montag, 21. November 2011

Unsinnlich

Eine Frau, die nicht alkoholisiert ist, weil sie keinen Alkohol trinkt, macht, was sonst nur Betrunkene machen (oder jemand, der etwas unbedingt will: aber das glaube ich nicht), sie sagt immer wieder das Gleiche: unsinnlich, unsinnlich, unsinnlich, unsinnlich, höre ich sie immer wieder sagen, während sie neben mir steht und sich - ich weiß gar nicht mehr mit wem - unterhält, während ich mich mit einer ihrer besten Freundinnen unterhalte, die mir gerade von Indianern erzählt, die nicht krank werden vom Tabakrauchen. Sie erzählt mir das, weil wir draußen stehen und rauchen. Sie eine Zigarette, eine Indianer-Zigarette, American Spirit. Ich E-Zigarette. Die Frau, die immer das Gleiche sagt, raucht nicht. Sie raucht nur gelegentlich und dann pafft sie nur. Sie hat keine Ahnung vom Rauchen (Herzlichen Glückwunsch!), aber das Rauchen mit der bis auf reines Nikotin schadstoff-freien E-Zigarette findet sie unsinnlich, wie ich sie immer wieder zu ihrem Gesprächspartner sagen höre mit meinem rechten Ohr, während ich ihrer Freundin erzähle, wie froh ich bin, auf das Rauchen mit der E-Zigarette gekommen zu sein und dabei mehr, als ich es sonst getan hätte, betone, dass man die wesentliche Suchtbefriedigung, die mit dem Nikotin, also den entscheidenden Kick durch das Rauchen, weiterhin hat, dass zwar die Schädigung der Atmungsorgane verringert wird, aber dafür das volle Risiko von Gefäßverengung und Koronar- oder Hirninfarkt bestehen bleibt. Doch die Frau rechts neben mir hört das entweder nicht oder es geht ihr nicht ein. Später sagt sie es noch mal, jetzt zu mir, das E-Zigaretterauchen sei unsinnlich. Wegen des Plastikteils, das man dafür benutzt. Ach du liebe Zeit! Wenn es eine sichere Methode wäre, dem Suchtverlangen nach Nikotin zu widerstehen, indem man jedes Mal, wenn es auftritt, sich den Mittelfinger in den Anus steckt und gleichzeitig in eine Trillerpfeife bläst, ich würde es tun. Ist sie so dämlich und oberflächlich und blasiert, dass sie den suchttherapeutischen Effekt nicht erkennt, der sich mit dem Plastikteil erzielen lässt, das so hässlich jetzt auch wieder nicht ist und nur geringfügig weniger qualmt als eine Zigarette. Nein, sie ist nicht dämlich, oberflächlich und blasiert. Es muss einen anderen Grund geben für die Unsinnlichkeits-Bemerkung, die sie zu oft wiederholt hat, um sie für bedeutungslos zu halten. Pars pro toto?  Spricht sie über die E-Zigarette, die ich rauche, und meint mich? Ich sei unsinnlich. Mein Verhalten ihr gegenüber sei unsinnlich? –  Das schließe ich aus. Ich kann mir nicht vorstellen,  dass ihr sinnlich etwas fehlt, was ich ihr geben könnte. – Also meint sie mich: wie ich auftrete, wie ich  mich mitteile? Meint sie den Blog, die Art, wie ich schreibe, die sei unsinnlich?  - Danach kann ich sie fragen. Das werde ich tun. Dann wird sie das vielleicht als überempfindliche Unterstellung von mir lachend zurückweisen. Doch dann sind wir schon beim Thema und wenn es so ist, wie ich es aufgefasst habe, wird sie sich erklären im Laufe des Dialogs. Obwohl sie es eigentlich gar nicht meinte, wird sie mir dann sagen, wie sie es gemeint hat.


Rauchen mit E-Zigarette


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