Samstag, 19. November 2011

MAOPOP




Dazu trug sie einen kurzen grauen Rock, einen engen roten Pullover und darunter eine weiße Bluse, deren zugeknöpften Kragen sie über den Pulloverkragen gelegt hatte. Auffallende Erscheinung alleine schon wegen ihrer Größe: Frau Mitte 40 mit kurzgeschnittenen blonden Haaren. Eine ganze Serie von Fotos hätte ich unbemerkt knipsen können von ihren Schuhen, so konzentriert hörte sie der Rede zu, mit der Julie August die Künstlerin Stephanie Senge und ihre Arbeiten vorstellte.









Der Mann, für den Stephanie Senge die Zuhörgesichter macht, ist nicht Bazon Brock. Der war vor dem offiziellen Beginn um 18 Uhr schon da, um sich ihre Ausstellung anzuschauen. Stephanie Senge kooperiert mit ihm bei dem Projekt Asketen des Luxus und wird auch bei Bazon Brocks Berliner Amt für Arbeit an unlösbaren Problemen mitmachen. Fluxus, Fluxus, Fluxus. – Stephanie Senges Kunst ist Pop Art. Deutsche Pop Art: Bewusstsein soll geschärft werden. Das Bewusstsein von Konsumenten. Mein Bewusstsein als Konsument ist schon geschärft. Trotzdem habe ich ihre Arbeiten gerne gesehen, weil sie gewitzt sind und geistreich und wirken auch ohne Gebrauchsanweisung.



Eben noch versunkene Betrachterin. Jetzt Fotografin.




Schießt ihr euch jetzt gegenseitig ab? fragte Julie August, als sie das sah. Hinterher wollte ich die gegnerische Fotografin in die Phantasie hineinziehen, dass alle Besucher einer Ausstellung einen Fotoapparat haben und sich gegenseitig fotografieren, wie wir es gerade getan hatten. Doch sie ließ mich stehen, kaum dass ich den Mund aufgemacht hatte. Ich habe meinen Satz dann trotzdem zu Ende gesagt und habe einen Satz lang im Raum gestanden als ein Mann, der mit sich selbst spricht. Beim Aussprechen der Phantasie habe ich allerdings auch gemerkt, wie albern die Vorstellung ist, die ich mit der gegnerischen Fotografin ausspinnen wollte. Ohne zu wissen, was ich sagen wollte, war ihr klar, dass ich Unsinn reden würde. Jetzt sieht man es mir also schon an.

Konsumkonstruktivismus
Malerei, Collagen, Zeichnungen
von Stephanie Senge








18m Galerie
Julie August
Akazienstr. 30
10823 Berlin
030 88 70 29 04
0163 88 70 29 0
look@18m-galerie.de
www.18m-galerie.de
Die Ausstellung ist wieder geöffnet am 18. Dezember 2011 ab 18h sowie am 8. Januar 2012 von 12–15h. Telefonisch oder per Mail können zusätzliche Besichtigungstermine vereinbart werden.
Kunst: © Stephanie Senge
Fotos: 
© w.g.