Dienstag, 29. November 2011

Frechheit



Die ist gut. Richtig gut, meint Uliane und kriegt sich nicht mehr ein wegen der Farben, dem Licht und der Frechheit. Nicht ihr Fall von Malerei. Doch das spielt keine Rolle. Das Ocker und das Grau, das Rot und das Blau und der Lichteinfall, der seitliche Lichteinfall: es ist nicht nur, wie die Hansen es macht, es ist auch, wie sie hinschaut. Die Kunstpädagogin spricht. Was sie ihren Schülern wieder und wieder sagt: bei Ulrike Hansen ist es alles da. Und dazu noch die Frechheit, immer wieder lobt sie die Frechheit von Ulrikes Malerei.  – Schreib ihr das doch, wie sehr du ihre Arbeit bewunderst, sage ich, weil ich das Thema wechseln möchte, nachdem ich gerade vorher die Bildunterschriften vervollständigt habe und mich nun schon den fünften Tag mit Ulrike Hansen beschäftige. Und dann merke ich, was für eine gute Idee das ist: Schreib ihr, dass du meinen Blogeintrag über sie gelesen hast und meinem Hinweis folgend dann auf ihre Website gegangen bist, damit sie mitkriegt, wie gut das ankommt, was ich über sie geschrieben habe, und sich nicht nur beschwert darüber, dass ihr dies und das zu persönlich und jene Ausdrucksweise ihr unangemessen erscheint. – Warum sollte sie das tun? – Ich erzähle Uliane von der Mail, in der Ulrike mir schrieb, wie sie das Farben-Posting amüsiert hat, nur das Wort fade für den Ei-Terpentingeruch, das klinge so nach langweilig, da würde mir doch bestimmt noch etwas Besseres einfallen. Ich erzähle Uliane nicht, dass ich von diesem Vorschlag so deprimiert war, dass ich dachte, wenn sie mir bei dieser Sendung-mit-der-Maus-Bildgeschichte schon glaubt reinreden zu sollen, wie wird es dann erst, wenn ich das Biest auf sie los lasse. Ich erzähle das Uliane nicht, weil ich ihr dann auch erzählen müsste, wie schlecht es mir am Sonntag ging, noch viel schlechter als die Vorbemerkung zum Gott-des-Gemetzel-Posting es vermuten lässt. Und weil ich deswegen so verzagt war und am Sonntag sowieso schon das Gefühl hatte, dass ich Frauenspersonen zur Zeit besser aus dem Weg gehen sollte, habe ich mir überlegt, dass ich es bei der Sendung-mit-der-Maus-Bildgeschichte über Ulrike Hansen gut sein lasse, vorläufig lieber über Männer schreibe und am besten nur über einen: mich, so lange nur über mich schreibe, bis es mir wieder besser geht, was ich mir am Sonntag allerdings nicht vorstellen konnte, so schlimm war es. Doch dann ging es mir schon gestern viel besser und ich wollte wenigstens erklären, warum ich über Ulrike Hansen nicht mehr schreiben will, als was im Farben-Posting steht. Der Rest der Geschichte ist hier nachzulesen.

Geschäftsbedingungen
Um korrekt zu sein, muss ich noch erzählen, wie Ulrike dazu gekommen ist, mir in meine Wortwahl reinzureden - wie sie wahrscheinlich dazu gekommen ist. Zu Beginn unseres Gesprächs am vergangenen Freitag hatte sie gesagt: Bevor du veröffentlichst, was du über mich geschrieben hast, gibst du es mir doch bestimmt vorher zu lesen. Darauf habe ich geantwortet: Nein. Das mache ich nicht. Aber ich schicke dir das Link zu dem Text und wenn ich etwas geschrieben habe, was nach deiner Ansicht auf keinen Fall da stehen darf, dann streiche ich das. Mein Fehler: Ich hätte hinzufügen sollen, was für Fälle ich mir dabei vorstelle. Nicht fad oder nicht fad. Schwere Fälle. Zum Beispiel, wie hier schon gehabt: Jemand fürchtet, seinen Krankenversicherungsschutz oder seinen Job zu verlieren.  Sonst gilt: Ich schreibe über mein persönliches Erleben (was ich gesehen habe und was mir gesagt wurde) auf meine persönliche Art. Und da kann ich mich nur immer wieder wundern, wenn Leute, über die ich geschrieben habe, dann hinterher völlig entgeistert sind, habe ich zu Uliane gesagt. Denn sie hätten vorher nur zwei, drei Texte in diesem Blog zu lesen brauchen, dann hätten sie gewusst, was sie zu erwarten haben. Alleine schon der Blogtitel: Biest zu Biest! Der steht da oben doch nicht als Schnörkel. – Das jetzt aber nicht mehr wegen Ulrike Hansen, sondern damit es einmal erklärt ist und ich künftig darauf verweisen kann: auf die Geschäftsbedingungen. Bei Ulrike Hansen kann es gut sein, dass sie sich über das Posting von gestern noch mehr amüsiert als über die Bildgeschichte. Und an der zentralen Wortwahl –  hingerotzt – wird sie bestimmt nichts zu bemängeln haben, die hat sie gestern bereits gutgeheißen mit ihrer eigenen Wortwahl.  

Das Foto von dem Tisch in Ulrikes Atelier steht da, weil ich es weder am Samstag noch gestern unterbringen konnte. Im Grunde genommen habe ich den Text nur geschrieben, um von Ulianes Lob zu berichten und den Tisch zeigen zu können.