Am Mittag geläutet beim Künstler der Woche, nur um es noch mal versucht zu haben. Doch dann überraschend schlurfende Schritte hinter der Tür. Ja? - Ich sage ihm meinen Namen und dass ich ihn seit Tagen zu erreichen versuche. – Kontext? fragt er barsch. – Ich sage mein Begehr und noch bevor ich fertig bin damit, geht die Tür auf, ich trete ein und folge ihm ins Innere seines .. . Cut und Ende. Weil der Künstler der Woche hat mir eine Mail geschrieben, in der er auflistet, über was alles ich nicht schreiben soll, zum Beispiel auch nicht über die Räume, in denen ich ihn angetroffen habe. Darauf habe ich ihm geantwortet:
Die Einschränkungen, die Du mir vorgibst, versuche ich zu verstehen; ist aber eine völlig neue Situation für mich. Was soll ich damit anfangen? - Ich habe heute Nachmittag einen Textentwurf geschrieben darüber, wie ich Dich kennengelernt habe vor einigen Jahren und wie ich dann anfing mich für Dich und Deine Arbeit zu interessieren. Nehme an, das wird Dir nicht gefallen, weil es Dir zu persönlich ist. Fürchte, ich stehe gerade mit leeren Händen da. Kein Drama. Nur leere Hände. Weiß noch nicht, was ich machen werde. Könnte sein, nichts über Dich.
Würde gerne im Gespräch bleiben mit Dir. Aber wisse: Ich schreibe im Blog über mein Leben. Wenn Du in mein Leben kommst, bist Du im Blog. Wenn Du nicht im Blog sein willst, gucke ich an Dir vorbei.
Das werde ich nachher posten, statt des Textes vom Nachmittag. Der andere Text hätte mehr erzählt von Dir. Das willst Du nicht. Akzeptiert.
Nach meinem Besuch beim Künstler der Woche habe ich zufällig die Galeristin getroffen. Sie hat erzählt von den Erfahrungen, die sie mit ihm gemacht hat, mich aber gebeten, sie bloß nicht zu zitieren. Das hätte ich ohnehin nicht getan, weil ich mir vorgenommen hatte, ganz andere Erfahrungen mit ihm zu machen. - Im Posting vom Donnerstag hatte ich ihren Namen Liljana Mulin-Hinrichs geschrieben. Sie hat mir darauf gemailt: Bei meinem Nachnamen haben Sie einen kleinen Fehler ... ich bin eben Vulin-Hinrichs. - Ich hatte das V auf ihrer Visitenkarte als M gelesen. Ich brauche.eine stärkere Lesebrille.. - Das hat Liljana an ihren Mann erinnert. Der hat gemerkt, dass er eine stärkere Brille braucht, als er ihr zu ihrem letzten Geburtstag ein Herrenparfum gekauft hat. Danach haben wir noch über ihren Urlaub gesprochen, den sie mit ihrem Sohn (8) und ihrer Tochter (13) auf Ibiza verbringen wird. In diesem Zusammenhang hat Liljana den schönen Satz gesagt: Kinder sind die beste Gesellschaft, die man haben kann.
Das Gespräch mit dem Künstler der Woche, das trotz der leeren Hände ein gutes Gespräch gewesen ist. Der schöne Satz der Galeristin. Und dann noch der Lacher von heute Morgen. Der Perlentaucher weist auf einen Artikel in der Jüdischen Allgemeinen und diese Anekdote hin: Berlin. Reichstag. Riesenandrang vor dem Besuchereingang zur Glaskuppel des Reichtagsgebäudes und es geht einfach nicht voran. Junge Frau, russischstämmige Jüdin, zu ihrer Begleiterin: Mein Opa ist 1945 hier schneller reingekommen.