Montag, 8. November 2010
Sansa
Mp3 Spieler kaputt. Nicht ärgern! Wegen Sachen sich nicht ärgern! Auch wenn es vermeidbar gewesen wäre. Der Mp3 Spieler ist mir nämlich ins Clo gefallen, in den Abfluss. Dazu muss man keineswegs betrunken oder sonst wie behindert sein. Es reicht, beim Hochziehen der Hosen nicht zu berücksichtigen, dass der Mp3 Spieler sich in der linken Gesäßtasche befindet und man Kopfhörer in den Ohren stecken hat, und nicht auf das Kabel zu achten, das den Mp3 Spieler mit den Kopfhörern verbindet, deshalb sich zu verheddern in dem Kabel, worauf es ein Rucken gibt in den Ohrmuscheln und im nächsten Moment liegt der Mp3 Spieler kosmisch blau strahlend im Abfluss. Ein abgefahrener Anblick. Als mir das vor drei Jahren schon einmal passierte, ist die Beleuchtung des Displays erloschen, noch bevor ich in den Abfluss greifen und das Gerät herausfischen konnte. Gestern leuchtete das Display noch, als ich den Mp3 Spieler aus dem Wasser zog. Das kann daran gelegen haben, dass ich gestern schneller war als beim ersten Mal, da ich die Situation bereits kannte. Es kann aber auch so gewesen sein, dass der Mp3 Spieler dieses Mal in einem günstigeren Winkel eingetaucht ist und dabei nicht so viel Wasser aufgenommen hat wie beim letzten Mal. Wunschdenken. Nachdem die Beleuchtung des Displays erloschen war, blieb die Beleuchtung des Touch Wheel noch etwa eine Stunde lang aktiv, bis der Akku leer war. Wie beim letzten Mal habe ich das Gerät auf einen Heizkörper zum Trocknen gelegt. Damals war es tatsächlich so, dass es am nächsten Tag wieder funktionierte. Zuerst knarzte es noch in den Kopfhörern, wenn ich das Touch Wheel bewegte, aber dann verlor sich das auch und der Mp3 Spieler. der einmal im Wasser des Clo-Abflusses gelegen hatte, funktionierte etwa drei Jahre lang störungsfrei. Bis gestern Abend. Soeben habe ich das Gerät an mein Notebook angeschlossen zum Aufladen des Akkus. Das Touch Wheel leuchtet kosmisch blau. Doch das Display ist finster und das Gerät hat sich auch nicht angemeldet auf meinem Notebook; das heißt, es ist digitaltechnisch tot. Kann sein, dass es dabei bleibt. Kann aber auch sein, dass es nur noch nicht vollständig trocken ist. – Der Plan war, dass das Gerät wunderbarerweise wieder funktioniert und dass ich davon jetzt berichten kann. Mit der Pointe, dass ich nicht glaube, dass ein iPod den Unfall von gestern so gut überstanden hätte wie mein Mp3 Spieler der Marke Sansa. Apple-Produkte mag ich nicht. Wenn ich die Wahl zwischen einem Apple-Produkt und einem gleichartigen Produkt habe, entscheide ich mich ohne Überlegen für das andere Produkt. Weil ich das Getue der Apple-Nutzer um die Marke nicht leiden kann. Und der Höhepunkt des Getues ist, wenn Steve Jobs mit dem immergleichen Auftritt ein neues iDing präsentiert und dieses Bild jedesmal wieder um die Welt geht, obwohl es immer der gleiche Auftritt und was er vorzeigt nichts anderes ist als ein Telefon oder ein Musikwiedergabegerät. Im Hinblick auf das wahrscheinliche Kaputtsein meines Mp3-Spielers ist das jedoch alles nur Ideologie. Tatsache ist, dass ich beim Zubereiten des Abendessens nun nicht mehr laute Musik hören kann. Andererseits wusste ich zuletzt gar nicht mehr, was ich hören sollte, weil ich seit Monaten kein neues Material mehr aufgespielt hatte. Dass ich, als der Unfall sich ereignete, gerade Talking Heads, More Songs About Buildings and Food aus dem Jahre 1978 gehört habe, verdeutlicht das. Immerhin konnte ich nun über dieses Missgeschick schreiben statt über einen anderen Vorfall vom Wochenende, nichts Schlimmes, aber so was von mein Leben zusammenfassend in einer weiteren Groteske, dass ich lieber darüber hinweggehen würde, weil es nicht besser wird dadurch, dass ich immer die gleiche Groteske erzähle.