Aufwachen aus einem Traum. Zum allerersten Mal geträumt von der begehrten Frau in einem erotischen Traum - mit Komplikationen, auf die ich im Wachzustand nicht gekommen wäre, die mir aber hinterher sofort einleuchteten als Inszenierungseinfälle meines Traums. Beim Aufwachen gar nicht erst versucht, den Traum festzuhalten. Zwei Sätze, nicht gesagt im Traum, Empfindungen aus dem Traum, formuliert beim Aufwachen: Sie soll nicht immer so cool sein. Und: Sie soll nicht immer alles alleine machen wollen (gemeint wahrscheinlich: sich auch mal einlassen und etwas zulassen). Noch im Halbschlaf gedacht, dass ich darüber schreiben will. Assoziation, immer noch im Halbschlaf: Die beiden Empfindungen mitnehmen aus dem Traum und sie mitteilen - wie der Einwohner von Monomotapa, bei La Fontaine, der zu einem Freunde eilt, weil er ihn im Traum ein wenig traurig gefunden hat. – Auf der Suche nach der verlorenen Zeit, Band 2, Seite 483. Baron Charlus spricht bewundernd von der Empfindsamkeit einer vergangenen Epoche, in der solche Gefühle großes Verständnis fanden. An diese Stelle gedacht immer noch im Halbschlaf. Mir vorgenommen, sie zu zitieren. Die Empfindungen aus dem Traum. - Die beiden Sätze. Ein Text mit den beiden Sätzen und dem Proust-Zitat zur Verdeutlichung der Aktion, die der Text sein sollte. Wach. Mich gefreut auf den Nachmittag, wenn ich den Text schreiben würde. In der Zwischenzeit den Traum aufgeschrieben, was ich erst nicht vorhatte, weil ich annahm, dass ich ihn schon bald vergessen haben würde. Danach gemerkt, dass ich mich jetzt nur noch mit Mühe erinnern konnte an die Szene des Aufwachens und den Entwurf eines Textes während des Aufwachens. Die Erinnerung war nicht mehr lebendig. Ihr Gehalt, das Gefühl darin war verloren gegangen. Das Gefühl war das Gefühl der Dringlichkeit gewesen, eine Mitteilung machen zu müssen. – Eine Assoziation zu dem Traum und ein Einfall, den ich hatte, bevor ich den Traum aufgeschrieben habe. Assoziation: Mund, Kuss, Sprechen, küssen, reden miteinander. Einfall: In dem Film Black Rain von Ridley Scott sagt Michael Douglas einen Satz, der mir gefallen hat und den ich mir gemerkt habe (*): Ich will geküsst werden, bevor ich mich f****n lasse. Er sagt das als amerikanischer Polizist zu einem japanischen Kollegen (Ken Takakura), nachdem der ihn reingelegt hat. Am Ende werden die beiden beste Freunde und das ist ein wunderschöner Schlussmoment in dem Film, in dem es auch darum geht, wie ein Amerikaner und ein Japaner sich erst sehr fremd sind und dann so gute Freunde werden, wie sie es nie hätten werden können, wenn sie sich zuvor nicht so fremd gewesen wären. Wobei der Japaner die Fremdheit vor allem darin erlebt, dass Michael Douglas immer alles ausspricht und dass er es in so drastischen Worten ausspricht, dass es dem Japaner körperlich weht tut, so dass er sich duckt unter den Worten des Amerikaners. Ich will geküsst werden, bevor ich mich f****n lasse. Küssen ist Mund. Mund ist Reden. Küssen ist Reden. So war das in meinem Traum. So hat mein Traum das gemeint. Und vielleicht ging es nur darum in dem Traum. - Aufwachen aus dem Traum. Darum sollte es hier gehen. Ich habe es nicht hingekriegt.
(*) Der Satz hat mir so gut gefallen, dass ich ihn geklaut und ihn in einem Drehbuch verwendet - zitiert - habe. Nachdem ich einen Charakter, der zuvor keine Konturen hatte, diesen Satz habe sagen lassen, hat er angefangen zu leben. Ich habe mir vorgestellt, dass der Charakter die gleichen Filme mit Michael Douglas gesehen hat wie ich und in der Art von Männlichkeit, die Michael Douglas in seinen Filmen entworfen hat, sich selbst gesehen hat. In dem Dialog, in dem der Charakter sagt: Ich will geküsst werden, bevor ich mich f****n lasse, antwortet die Frau, die den Mann bis dahin nur vorgeführt hat: Das verstehe ich und unterdrückt dabei ein Lachen, nimmt ihn in diesem Moment aber zum ersten Mal ernst.