Freitag, 26. November 2010

Gender

Mir liegt immer noch der Truthahn von gestern im Magen. Ich fürchte, ich habe einen Verrat begangen. Ich bin ein Biest. So schlimm war es doch gar nicht, was sie gemacht hat. Aber es hat sich dabei etwas gezeigt. Vielleicht habe ich nur darauf gewartet, dass es sich zeigt. Meine Gefühle kenne ich heute nicht. Verführung ist auch eine Art von Herrschaft. Ich bin nicht ihrer Verführung erlegen. Ihre Verführungskunststücke waren lächerlich. Von einem atavistischen Entwurf von Frausein war die Rede in diesem Zusammenhang. Verstrickt habe ich mich in dieses atavistische Frausein. Geliebt habe ich sie und wahrscheinlich liebe ich sie immer noch. Ihre Verführungskunststücke: Hit and run. Erst auf sich aufmerksam machen und dann weglaufen. Vor der drohenden Belästigung. Bestimmt wäre meine Annäherung, wenn sie erfolgt wäre, dann erst mal als unerwünscht verhandelt worden. Geziere als Demonstration von Souveränität. Wie geht so etwas weiter? Wie geht so etwas aus? Nie erlebt. Frauen, die so agieren, haben mich nie interessiert. Wäre es nur die Verführung gewesen, wäre es beim Lachen geblieben. Die Rührung über diese Art von Verführung war es. Nicht die Verführung. Was bist du denn für eine? Was machst du denn da? Das hast du doch gar nicht nötig bei deiner Anmut. Ich sehe dich doch auch so schon an die ganze Zeit. Das Übereinanderschlagen ihrer Beine, wenn sie am Rand des Schwimmbeckens saß, um sich ihre Haare zusammenzubinden. Mehr als übereinanderschlagen war das: ineinander verschlungen hat sie ihre Beine. Ihre schönen Beine. Kann man sich in Beine verlieben? Unantastbarkeit hat sie mir signalisiert mit dem Ineinanderschlingen der Beine. Ich war gemeint mit dem Ineinanderschlingen der Beine. Das hat sie für mich gemacht und damit hat sie mich berührt. Kann man sich ins Gemeintsein verlieben?  - Da schon mittendrin in der Geschichte. Geschichte, wie zuvor noch keine erlebt. In eine Geschichte kann man sich verlieben. Geschichte von der Möglichkeit einer Liebe. Bei der Möglichkeit ist es immer geblieben. Bis jetzt.