Montag, 28. Juni 2010

Stau

Manchmal ein Kribbeln in den Händen. Blutandrang. Dunkelrote Färbung der Handrücken und Finger; manchmal sind sie auch bläulich angelaufen wie bei Kälte. Aber jetzt ist doch endlich Sommer. Temperatur in der Dachwohnung kurz vor afrikanisch, äquatorialafrikanisch. Erinnerung an einen Kunstlehrer. Der hatte solche Hände. Erinnerung, wie er mit meinem Kohlestift in seiner angeschwollenen blauen Hand auf meinem Zeichenblock herumkorrigiert. Rotweinfahne. Er ging mehrfach während der Stunde raus, um einen Schluck zu nehmen. Saufen kann es bei mir nicht sein. Google: “Blutstau in den Händen”. Forum zum Thema. Da sind sie erst mal alle erleichtert, dass andere  auch solche Symptome haben, Leute mit gerade mal 35 und sogar Nicole Kidman hat es. Habt ihr auch alle niederen Blutdruck? – Nein, daran kann es nicht liegen.  - Sklerodermie könnte es sein. Erythomelalgie (“auch zu viel Durchblutung kann weh tun”). Raynaud-Syndrom. Das ist doch das Gegenteil, lese ich auf Wikipedia: Weißfingerkrankheit. Leichenfinger.  Wie kommen die jetzt da drauf? – Zurück zu Google, Trefferliste.  Drei Positionen weiter unten, "Die Seite von Lichtwind": Nebenchakren. Über so was  lächele ich und in Wahrheit gebe ich doch was drauf, weil es mir meist was sagt, wie jetzt wieder: Chakren sind Energiezentren im Körper. Weiß ich, kenne ich. Nebenchakren befinden sich in der Mitte der Fußsohlen und in den Handflächen. Wusste ich nicht. “Hände regeln den Energieaustausch mit der Außenwelt.” Bei Störungen u.a. Blutstau in den Händen. Aha! Wegen mangelnder Energie. Hab ich zu wenig Energie? Heute mit Sicherheit, sonst eigentlich genug. Aber dann der Fingerzeig für die Selbstdiagnose.  Zur Aktivierung werden empfohlen “Tätigkeiten, bei denen die Hände im Mittelpunkt stehen, Modellieren, Musizieren”. - Oder einen anderen Menschen anfassen?  Umarmen?  Streicheln?  Liebkosen?  - Das fehlt. So sehr, dass ich schon einen Blutstau in den Händen habe.  Wann war das, als ich der fremden Frau die Hand gehalten habe (“Roman”, 26.06.10)? Vor vier, vor fünf Jahren?  Da hat es angefangen. - Ich bin erleichtert und erschüttert. Es ist nur psychosomatisch. Nur? - "Er ist so allein, dass sich das Blut in seinen Händen staut." - Und ich werde nicht modellieren!