Mittwoch, 18. Januar 2012

Widmung

Sie wollen uns nicht länger hinhalten oder sie sind sicher, dass das Becken nun wirklich dicht ist. Kein Abwarten mehr, ob es wieder tropft 14 Tage nach dem Befüllen des Beckens: Am kommenden Freitag wird das Bad nach zweieinhalbjähriger Bauzeit eröffnet. 10.30 Uhr Festakt: In Anwesenheit der Familie Rosenthal wird das Stadtbad Schöneberg dem vor 25 Jahren verstorbenen Showmaster gewidmet, der hier schwimmen lernte (*). Und um 14  Uhr geht es los im Stadtbad Schöneberg Hans Rosenthal. Freier Eintritt für alle! Letzter Einlass um 20 Uhr.

Schöne Idee die Widmung. Großzügige Geste der freie Einlass. Aber da würde ich noch mal drüber nachdenken: Die Bäder-Betriebe bitten stattdessen um eine Spende für die Hans-Rosenthal-Stiftung. Da sie keinen Eintritt zahlen müssen, sollen die Leute etwas spenden. Für eine Stiftung, von der sie wahrscheinlich wie ich zum ersten Mal hören und über deren Ziele sie sich auf die Schnelle nur schwer informieren können bei dem Gedränge und dem fröhlichen Kindergeschrei, das es geben wird im Vorraum des Hallenbades in der Hauptstraße am Freitagnachmittag. Bitte mal vorstellen: Mutter oder Vater mit einem Kind an jeder Hand und die Kinder zerren und ziehen: Komm doch, Mama/Papa! Weil sie es kaum erwarten können ins Wasser zu kommen zu den anderen Kindern, die bestimmt auch nicht gespendet haben. Ist doch frei heute. Haste doch gesagt, Mama / Papa. Und bitte weiter vorstellen: Was das für die Mama oder den Papa für eine Erleichterung ist, dass sie/er den Eintritt spart für sich und die beiden Kinder. Großzügiges Geschenk. Kann die Mama, kann der Papa gut brauchen, um nach dem Schwimmen den ausgehungerten Kindern was zu  knabbern zu kaufen auf dem Nachhauseweg. Zum Beispiel. Aber hinterher wird es dann wieder heißen: Wie blamabel! Wie beschämend, dass so wenig gespendet wurde! Dabei war es einfach nur eine blöde Idee, nicht zu Ende gedacht die Großzügigkeit. Entweder der Eintritt ist frei =  unentgeltlich und Punkt. Oder Ihr verlangt Eintritt und spendet dann die Tageseinnahmen an die Hans-Rosenthal-Stiftung. Entweder Ihr seid großzügig zu den Badegästen oder zur Stiftung. Beides zusammen geht nicht. Beides zusammen ist kleinlich. 

(*) Es war nicht Hänschen, der im Stadtbad Schöneberg schwimmen lernte, wie ich fälschlich behauptet habe in Stadtbad 3. Hans Rosenthal hat erst als Erwachsener schwimmen gelernt. Als Kind durfte er wegen seiner jüdischen Herkunft das Stadtbad Schöneberg gar nicht betreten und schon gar nicht an einem Schwimmkurs teilnehmen.