Serkan redet mit einem Landsmann. Aber was heißt Landsmann? Serkans Mutter ist Deutsche. Vater war Türke und ist tot. Der Mann, mit dem Serkan redet, ist auf Krücken gestützt. Sie reden auf Türkisch offenbar darüber, wie es dazu kam. Es dauert eine Weile, bis Serkan sich mir zuwendet. Ich bin nicht ungeduldig, aber im Grunde hätte ich gleich den Laden wieder verlassen können, nachdem ich gesehen hatte, dass Serkan da ist und nicht sein jüngerer Bruder Serhat. Ich stehe da nur, um Serkan nicht zu brüskieren, indem ich gleich wieder abhaue, weil Serhat heute nicht arbeitet im Kaiser Kiosk.
Was möchtest du, mein Lieber? fragt Serkan.
Nichts, antworte ich (im Sinne von nichts kaufen). Ich dachte, dass ich deinen Bruder antreffe.
Serkan will mir die Hand geben. Ich will erst meinen rechten Handschuh ausziehen, bevor ich ihm meine Hand gebe. Lass doch, das ist doch nicht schlimm, sagt Serkan und greift nach meiner Hand.
Ich ziehe meine Hand zurück und blaffe ihn an: Sag du mir nicht, was nicht schlimm ist und was ich tun soll. – Nachdem ich meinen Handschuh ausgezogen habe, gebe ich Serkan die Hand. Das habe ich so gelernt und es gibt keinen Grund, warum ich das ändern sollte, erkläre ich im gleichen scharfen Ton, in dem ich gesagt habe, er soll mir nicht sagen, was nicht schlimm ist.
Serkan hat mich so noch nicht erlebt. Er kann nicht wissen, dass das ohne Vorwarnung ausbricht, dann aber ebenso schnell wieder vorbei sein kann.
Der Mann auf den Krücken sagt, das Ausziehen des Handschuhs sei doch ein Zeichen des Respekts. Und das hilft. Von einem gereizten Unterton abgesehen bringen wir die Szene nun störungsfrei hinter uns.
Serkan möchte wissen, was ich von Serhat will. Nichts Bestimmtes, wir reden ab und zu miteinander. Neulich war ich hier, da hat er telefoniert, und da ich nicht so viel Zeit hatte, habe ich gesagt, ich komme ein andermal wieder. Darauf hat er hinter mir hergerufen: Ich warte auf dich! – Ich grinse, als ich das erzähle, so wie ich gegrinst habe am Mittwoch, als Serhat das hinter mir hergerufen hat und dabei den Arm ausstreckte und mit dem Finger auf mich deutete.
Der Mann auf den Krücken sagt, das Ausziehen des Handschuhs sei doch ein Zeichen des Respekts. Und das hilft. Von einem gereizten Unterton abgesehen bringen wir die Szene nun störungsfrei hinter uns.
Serkan möchte wissen, was ich von Serhat will. Nichts Bestimmtes, wir reden ab und zu miteinander. Neulich war ich hier, da hat er telefoniert, und da ich nicht so viel Zeit hatte, habe ich gesagt, ich komme ein andermal wieder. Darauf hat er hinter mir hergerufen: Ich warte auf dich! – Ich grinse, als ich das erzähle, so wie ich gegrinst habe am Mittwoch, als Serhat das hinter mir hergerufen hat und dabei den Arm ausstreckte und mit dem Finger auf mich deutete.
Serkan sieht mich ernst an. Weil er immer noch nicht weiß, was er von meinem Zornausbruch halten soll. Oder weil er es seltsam findet, mit welcher Ausführlichkeit ich ihm nun auch noch erkläre, dass Serhat gesagt hat, er sei die ganze Woche nachmittags im Laden und deshalb glaubte ich, auch sonntags blahblah. Dann haben wir es geschafft. Alles ist besprochen. Ich sage Tschüss. Serkan wünscht mir einen schönen Tag, und als ich schon an der Tür bin, sagt er noch: Pass auf dich auf!
Erst halte ich das für Sarkasmus, für verdeckte Kritik meines Verhaltens. Inzwischen denke ich, dass er es so meinte, wie er es sagte, und habe mich nun die ganze Zeit, während ich das schrieb, daran zu halten bemüht.